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© ddp

Erdogan in Ludwigshafen: "Unser Schmerz ist unermesslich"

Vier Tage nach dem verheerenden Wohnhausbrand ist der türkische Ministerpräsident Erdogan nach Ludwigshafen gekommen. Bei seinem Besuch schlug er versöhnliche Töne an und übte Kritik an der Berichterstattung - auch in seiner Heimat.

"Unsere Trauer soll eine stille Trauer sein", sagte der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan am Brandort. Die türkischen Bürger, die in Deutschland leben, sollten "Botschafter einer Zivilisation des Friedens" sein. Erdogan sprach den betroffenen türkischen Familien sein Beileid aus und betonte, der Schmerz über den Verlust der neun Menschen, die bei dem Brand ums Leben gekommen waren, sei "unermesslich". Zugleich dankte er aber auch ausdrücklich der deutschen Polizei und Feuerwehr. "Unser Schmerz ist groß, und wenn es das Engagement der Polizei und der Feuerwehr nicht gegeben hätte, wäre er noch größer", sagte er.

Der Regierungschef appellierte zudem an die Medien, insbesondere die aus der Türkei, sich in ihrer Berichterstattung über den Vorfall zu mäßigen. "Lassen Sie uns alle helfen, die Freundschaft zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Türkei zu stärken", sagte der hohe Besucher. Die Medien sollten auf reißerische Schlagzeilen "in großen Lettern auf ihrer ersten Seite" verzichten: "Schreiben Sie nichts, was den Frieden dieser beiden Länder zerstören könnte", sagte Erdogan.

Beck sichert Erdogan schnelle Aufklärung zu

Trotz aller Unterschiede in Sprache, Religion oder Kultur gelte: "Wir sind alle Menschen", betonte der Ministerpräsident unter dem Jubel der etwa 2500 Menschen, die laut Polizei zum Brandort gekommen waren, um Erdogans Besuch mitzuverfolgen. Die Mehrzahl der Anwesenden stammte aus türkischen Einwandererfamilien.

Erdogan betonte: "Natürlich ist es unser Wunsch, dass die Ermittlungen sehr sorgfältig und sehr schnell durchgeführt werden." Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck (SPD) sicherte zu, dass alles für die Aufklärung der Hintergründe des Brandes getan werde. "Das Unglück wird uns nicht auseinander bringen. Wir sind in Trauer vereint", erklärte Beck.

Nazi-Schmierereien waren mehrere Jahre alt

Erdogan wollte an dem weitgehend zerstörten Wohnhaus einen Kranz niederlegen. Bei der Brandkatastrophe in dem von türkischen Familien bewohnten Haus waren am Sonntag neun Menschen ums Leben gekommen, 60 wurden verletzt. Ob das Feuer auf Brandstiftung oder einen technischen Defekt zurückgeht, ist bislang ungeklärt. (

Als Indizien für eine Brandstiftung gelten die Aussagen von zwei Mädchen, die einen Mann am Tatort beobachtet haben wollen, sowie Nazi-Schmierereien an der Brandruine. Außerdem wurde auf das Haus im August 2006 ein Anschlag verübt. Oberstaatsanwalt Lothar Liebig sagte am Abend jedoch, die Schmierereien - zweimal das Wort Hass mit SS-Runen - seien schon mehrere Jahre alt. Hinweise auf Brandbeschleuniger gebe es bislang nicht. Die beiden Mädchen sollen weiter befragt werden. Außerdem soll ein Phantombild angefertigt werden. (ho/ddp/dpa)

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