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Erinnerung an den Holocaust: Bischof: Schoah ist jüdische Erfindung

Der Holocaust sei eine „Erfindung der Juden“. Aussagen dieser Art sind in radikalen Schriften zu finden. Tadeusz Pieronek aber ist kein Radikaler und schon gar kein verwirrter Geist, der Pole ist Bischof von Krakau. Und doch wird er auf der katholischen Internetseite „Pontifex.Roma“ mit diesem Satz zitiert.

Warschau - Nach der Meinung von Tadeusz Pieronek werde die Erinnerung an den Holocaust von Israel als „Propagandawaffe“ benutzt. Der Kirchenmann will damit auf keinen Fall den Mord an Millionen von Juden leugnen. Er unterstreicht, dass es die Vernichtungslager gegeben hat, doch seien dort auch sehr viele Polen, Italiener, Zigeuner und Katholiken umgekommen.

Eine der treibenden Kräfte dieser „Propaganda“ lokalisiert Pieronek in den USA. „Die Juden haben eine gute Presse, weil sie von mächtigen Geldgebern unterstützt werden“, die in Amerika zu finden seien. „Das führt zu einer Art der Arroganz, die ich nicht hinnehmen kann“, erklärt der Bischof nur wenige Tage vor den Feierlichkeiten zum 65. Jahrestag der Befreiung des KZ Auschwitz.

In diesem Zusammenhang greift der Bischof die aktuelle Politik Israels scharf an. Er ist der Ansicht, dass die Palästinenser Opfer von Ungerechtigkeit vonseiten der Israelis sind. „Wenn man die Fotos dieser Mauer sieht, können wir davon ausgehen, dass ein kolossales Unrecht gegen die Palästinenser geschieht, die wie Tiere behandelt werden“, sagt Pieronek. Zum Schutz gegen Anschläge hat Israel hohe Mauern zwischen den Palästinensergebieten und den eigenen Städten und Siedlungen bauen lassen. Der Bischof fordert: „Lasst uns auch für sie (die Palästinenser) einen Tag der Erinnerung einrichten.“

Pieronek bestritt am Montag, die zitierten Aussagen so gemacht zu haben. Der Journalist habe ihn wohl nicht richtig verstanden oder Dinge einfach hinzugefügt, erklärte der Bischof gegenüber dem polnischen Privatradio TOK FM. Ein wirklich hartes Dementi wollte der Kirchenmann allerdings nicht geben. „Die Schoah ist in diesem Sinne eine jüdische Erfindung, da die Bezeichnung aus dem jüdischen Umfeld kommt“, versuchte Pieronek klarzustellen. Er beziehe sich also nur auf die Bezeichnung, nicht auf das, was damals geschehen ist. Nicht widerrufen wollte er allerdings die Aussage, dass die Juden eine gute Presse hätten. Es könne sein, dass er so etwas gesagt habe, sagte der Bischof, schließlich sei dies die Wahrheit. Eine Gegendarstellung oder eine Korrektur des Interviews will Pieronek gegenüber dem Journalisten nicht einfordern. Der Bischof wählt die einfache Art des Schlussstrichs. „Ich werde mit ihm einfach nicht mehr reden.“ Knut Krohn

Knut Krohn

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