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Politik: Ermittlungen: Haftbefehle gegen mutmaßliche Drahtzieher

Die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe verfolgt im Zusammenhang mit den Terroranschlägen in den USA vom 11. September eine heiße Spur.

Die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe verfolgt im Zusammenhang mit den Terroranschlägen in den USA vom 11. September eine heiße Spur. Zwei mutmaßliche Terroristen wurden ermittelt, die die Anschläge in den USA von Hamburg aus organisiert haben sollen und flüchtig sind. Es handelt sich um den im Jemen geborenen Ramzi Mohamed Binalshibh (29) und den Deutsch-Marokkaner Said Bahaji (26). Gegen beide Studenten erließ der Ermittlungsrichter des Bundesgerichtshofs in Karlsruhe Haftbefehl.

Die beiden wohnten zusammen mit dem Selbstmordattentäter Atta bis Ende vergangenen Jahres in einer gemeinsamen Wohnung in der Marienstraße 54 in Hamburg. Die beiden Beschuldigten werden wegen Mordes an mindestens 4000 Menschen, Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung und Angriff auf den Luftverkehr steckbrieflich gesucht. Ein angeblicher Brückenkopf in Frankfurt am Main, wie die "Welt" meldete, existiert nicht.

Zum Thema Online Spezial: Terror gegen Amerika Umfrage: Haben Sie Angst vor den Folgen des Attentats? Fotos: Die Ereignisse seit dem 11. September in Bildern Fahndung: Der Stand der Ermittlungen Osama bin Laden: Amerikas Staatsfeind Nummer 1 gilt als der Hauptverdächtige Chronologie: Die Anschlagserie gegen die USA Generalbundesanwalt Kay Nehm sagte am Freitag: "Die von Deutschland aus agierende terroristische Vereinigung bekommt langsam Gesicht und Namen." Es sei davon auszugehen, dass der Anschlag in den USA über Jahre gemeinschaftlich geplant wurde. Spätestens seit 1999 seien die beiden mutmaßlichen Attentäter in die Vorbereitungen in Deutschland einbezogen gewesen.

Bei einem der Gesuchten wurden Fotos von Osama bin Laden und anderen gefunden. Nach den bisherigen Ermittlungen schlossen der Selbstmordattentäter Atta, Binalshibh und Bahaji gemeinsam den Mietvertrag für die Wohnung in der Marienstraße 54 in Hamburg ab. Die Miete bezahlte Bahadji, Binalshibh und Atta überwiesen wiederum ihre Anteile an ihn. Auf den Überweisungen machte Atta die Vermerke "Haus der Anhänger/Förderer". Am 7. September 1999 kündigten die Drei den Stromvertrag, ein Jahr später die Wohnung.

Der Deutsch-Marokkaner Bahadji setzte sich am 3. September 2001 ins Ausland ab, also vor knapp drei Wochen. Er flog über Istanbul nach Pakistan, um dort angeblich ein studienbezogenes Praktikum zu absolvieren. Bahadji ist verheiratet. Seine Ehefrau lebt in Deutschland, ohne aber eine Adresse von ihm zu haben oder ihn telefonisch erreichen zu können. Dem Stiefvater seiner Frau erteilte er vor seinem Abflug eine notarielle Vollmacht, falls ihm "etwas zustoße". Bahadji ist seitdem flüchtig. Der Gesuchte vertritt nach den Ermittlungen extreme islamische und "antiwestliche Ansichten".

In seinen Unterlagen wurden laut Nehm Bilder von Osama bin Ladin gefunden. Bahadji lebte nach seiner Geburt neun Jahre lang in Deutschland, dann ging er für elf Jahre nach Marokko. 1995 kehrte er nach Deutschland zurück und studierte an der TU Hamburg-Harburg Elektrotechnik. 1999 war er für zwei Monate bei der Bundeswehr.

Der aus dem Jemen stammende Binalshibh studierte zunächst in Wismar, dann in Hamburg Geisteswissenschaften. Im Januar schrieb er sich an der Hochschule in Hamburg für das Studium der Betriebswirtschaft ein. Binalshibh hatte sich im Sommer 2000 um ein Visum für die USA bemüht, um an der Flugschule in Florida eine Ausbildung aufzunehmen, in der auch der Selbstmordattentäter Jarrah eine Ausbildung machte. Für die Ausbildung im Florida Flight Training Center (FFTC) machte er im August 2000 eine Anzahlung von 2200 US-Dollar. Weil er das Visum nicht erhielt, konnte er die Ausbildung jedoch nicht antreten. Über die Struktur der Hamburger Terrorgruppe konnte Nehm bisher keine Angaben machen. Es gebe 2400 Hinweise aus der Bevölkerung, denen jetzt nachgegangen werde.

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