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Mann hinter aufgeschlagenem Heft, dahinter zwei Anwälte und drei Polizisten

© dpa

Ermittlungspannen: Aussage im NSU-Prozess zeigt fatales Versagen der Polizei

Mit einer brisanten Aussage hat am Freitag eine Zeugin im NSU-Prozess am Oberlandesgericht München ein gravierendes Versäumnis der Polizei deutlich gemacht. Die Ermittler hätten demnach 2006 die Chance gehabt, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt auf die Spur zu kommen.

Von Frank Jansen

Die Frau hatte im Juni 2005 in Nürnberg zwei Männer mit Fahrrädern nahe dem Imbiss des Türken Ismail Yasar beobachtet. Bei den beiden Personen handelte es sich um Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt, von denen einer Yasar in seinem Dönerstand erschoss.

Ein Jahr nach der Tat erkannte die Zeugin bei der Polizei in einem Video die Männer wieder. Die Beamten zeigten ihr 2006 den Film einer Überwachungskamera aus der Kölner Keupstraße, wo Mundlos und Böhnhardt auf den Tag genau ein Jahr vor dem Mord an Yasar einen Anschlag mit einer Nagelbombe verübt hatten.

In dem Video sind ein Mann zu sehen, der zwei Fahrräder schiebt, und ein zweiter mit dem Rad, auf dem die Bombe in einer Box deponiert war. Bei den Männern handelte es sich um Mundlos und Böhnhardt.

Die Polizei versäumte es jedoch, bei der Fahndung  nach den Bombenbastlern die Suche auch auf die untergetauchten Mundlos und Böhnhardt auszuweiten, obwohl sie seit 1998 wegen Sprengstoffdelikten bekannt waren. Angesichts der Aussage der Zeugin vom Freitag verpasste die Polizei damit auch die Chance, auf Mundlos und Böhnhardt als Tatverdächtige beim Mord an Ismail Yasar und den weiteren tödlichen Angriffen des NSU auf Migranten zu kommen.

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