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Politik: Erster unter den Favoriten

Nur der berlin-brandenburgische Landesbischof Huber schafft es auf Anhieb in den Rat der EKD

Manchmal ist sie ein wenig chaotisch, unberechenbar ist sie immer. Diesem Ruf ist die Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland wieder einmal gerecht geworden. Den ganzen Tag lang dauerten die Wahlen, doch am späten Abend war der Rat noch immer nicht vollständig. Auch sonst kam alles ein wenig anders als geplant.

Vier Bewerber waren als Favoriten für das Amt des Ratsvorsitzenden gehandelt worden. Umso größer war die Überraschung, als das Ergebnis des ersten Wahlgangs bekannt gegeben wurde. Nur einer der Favoriten hatte es auf Anhieb geschafft, in das wichtigste Gremium der EKD gewählt zu werden: Wolfgang Huber, der Bischof von Berlin-Brandenburg. Über das Votum konnte er sich gleich doppelt freuen. Denn sein Sieg im ersten Wahlgang brachte ihm zugleich einen nahezu unangreifbaren Vorsprung im Rennen um den Ratsvorsitz. „Es läuft jetzt alles auf Huber hinaus“, sagte ein Synodaler. Das Ergebnis des ersten Wahlgangs gilt als richtungweisend für die Wahl des Ratsvorsitzenden an diesem Mittwoch.

Die übrigen drei Favoriten für den Ratsvorsitz verfehlten im ersten Anlauf die notwendige Zweidrittelmehrheit. Der Hannoveraner Landesbischöfin Margot Käßmann war die Enttäuschung deutlich anzumerken. Bis zuletzt hatte sie als stärkste Konkurrentin Hubers gegolten, doch dann erhielt sie nur 63 der erforderlichen 96 Stimmen. Am Rande der Synode hieß es, Käßmann habe wegen ihres Alters kaum Chancen auf den Ratsvorsitz. Zudem galt es als wenig wahrscheinlich, dass nach Synoden-Präses Barbara Rinke eine weitere Frau an die Spitze eines wichtigen EKD-Gremiums gewählt werden würde. Käßmann und der thüringische Landesbischof Christoph Kähler schafften im dritten Anlauf dann doch noch den Einzug in den Rat. Allerdings viel zu spät, so mutmaßten viele Synodale, um sich noch große Chancen auf das wichtigste Amt des deutschen Protestantismus ausrechnen zu können. Käßmann und Kähler sprachen sich nach dem Votum beide dafür aus, Huber nun zum Ratsvorsitzenden zu wählen.

Einen noch deutlicheren Rückschlag musste der bayerische Landesbischof Johannes Friedrich hinnehmen: Ihm gelang der Einzug in den Rat erst im vierten Wahlgang. Friedrich hatte vor zwei Jahren einmal den Vorschlag gemacht, den Papst als Sprecher aller Christen anzuerkennen. Das war innerhalb der EKD auf scharfe Kritik gestoßen – und ist offenbar bis heute nicht vergessen.

Die Niederlage der Favoriten blieb nicht die einzige Überraschung. Im zweiten Wahlgang wurde kein einziger Kandidat gewählt. Und als die Wahl schon fast entschieden war, als nur noch drei Bewerber um zwei Sitze kandidierten, ging plötzlich gar nichts mehr. Sechster, siebter, achter, neunter Wahlgang - kein Ergebnis. Kein Bewerber erreichte die erforderliche Zweidrittelmehrheit. Wieder und wieder zogen sich einzelne Gruppen zur Beratung zurück.

Aber warum ist die Synode so launisch, so unberechenbar? Viele Faktoren spielen bei der Wahl eine Rolle: die Zugehörigkeit zu Landeskirchen oder die konfessionellen Unterschiede, die berufliche Qualifikation, das Geschlecht oder das Alter der Kandidaten. Die Synode ist damit auch ein Spiegelbild der Zersplitterung innerhalb der EKD.

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