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Sie wollen’s werden: Herman Cain, Ron Paul, Mitt Romney, Michele Bachmann, Tim Pawlenty, Jon Huntsman und Newt Gingrich (von links). Rick Santorum fehlt auf dem Bild. Foto: Jim Young/rtr

© REUTERS

Politik: Erwartet wird: eine Überraschung

In Iowa greifen sich die wichtigsten Bewerber um die republikanische Präsidentschaftskandidatur gegenseitig an

Nettigkeit ist nicht mehr: Im Kampf um die Präsidentschaftskandidatur der Republikaner 2012 gegen Barack Obama geht es für einige Bewerber bereits ums Überleben. In den TV-Debatten im Mai in South Carolina und im Juni in New Hampshire hatten sie geeifert, wer die schärfsten Angriffe gegen Obama vorträgt. In der dritten am Donnerstagabend in Iowa attackierten sie sich gegenseitig mit überraschender Vehemenz. Iowa ist ein Schlüsselstaat für die Nominierung. Am Samstag stimmt die Parteibasis in der „Straw Poll“, einer inoffiziellen Umfrage am Rande der Landwirtschaftsmesse, darüber ab, wen sie ins Rennen schicken möchte. Wer schlecht abschneidet, muss seine ehrgeizigen Pläne wohl aufgeben.

Sieben Männer und eine Frau standen auf der Bühne in der Universität von Iowa in Ames. Der rechte Sender Fox hatte die mutmaßlichen Hauptkontrahenten Michele Bachmann und Tim Pawlenty in der Mitte platziert. Beide leben im Nachbarstaat Minnesota. Die zierliche, 1,60 Meter große Frau im silbergrauen Kostüm ist eine rechte Kongressabgeordnete und die neue Heldin der „Tea Party“; man hatte ihr ein Podest hingestellt, um sie optisch auf Augenhöhe zu bringen. Pawlenty, der Ex-Gouverneur von Minnesota und vom Typ netter Schwiegersohn, war zur Offensive gezwungen. Bachmann habe „gewiss wundervolle Dinge in ihrem Leben getan“; ihr fehle aber Regierungserfahrung, sie könne „keinen einzigen praktischen Erfolg“ vorweisen. Er habe als Gouverneur erreicht, was Amerika jetzt brauche: Wirtschaftswachstum und ein ausgeglichenes Budget. Zudem habe er die beiden Parteien im Landtag zu Kompromissen gebracht und Gesetze verabschiedet.

Bachmann würdigte ihn keines Blicks und schaute stets in die Kameras: Pawlenty „klingt wie Obama“, befürworte den schädlichen CO2-Handel und tue nichts gegen den „verfassungswidrigen Zwang“, dass jeder Bürger eine Krankenversicherung haben müsse. Sie sei eine Kämpferin und habe „die Opposition gegen die Erhöhung der Schuldengrenze und die Gesundheitsreform angeführt“.

„Und was haben Sie erreicht?“, beharrte Pawlenty. Amerika brauche niemanden, der nur scharf redet, sondern jemanden, der Dinge erledigt. „Wenn Sie so weitermachen, bringen Sie uns um.“

Der scharfe Schlagabtausch stellte die übrigen sechs in den Schatten. Mitt Romney, der die nationalen Umfragen anführt, versuchte erneut, mit seiner Erfahrung als Geschäftsmann zu punkten. Er hatte die Zahlen im Griff, wirkte aber wenig mitreißend. Die Kommentatoren bewerten ihn dennoch als einen Sieger, weil er keinen Fehler begangen und sich aus den Angriffen herausgehalten habe. Auch Herman Cain, der schwarze Ex-Manager von „Godfathers Pizza“, und Jon Huntsman, der Ex-Gouverneur von Utah und bis vor kurzem Obamas Botschafter in China, strichen ihre Wirtschaftskompetenz heraus. Rick Santorum, Ex-Senator für Pennsylvania, griff Bachmann ebenfalls an – sie zeige „Showtalent statt Führungskunst“ –, kam aber kaum zu Wort. Der Libertäre Ron Paul kultivierte mit dem Ruf, den Staat zu verkleinern und alle US-Truppen aus dem Ausland heimzuholen, seine Außenseiterrolle. Newt Gingrich legte sich mehr mit den Moderatoren als den Konkurrenten an.

Lokale Beobachter in Iowa urteilen: Pawlenty habe sich mit seiner ungewohnten Schärfe gegen die einzige Frau im Rennen Sympathien verscherzt. Romney komme in Iowa schlecht an. Iowa wird bei der „Straw Poll“ am Samstag wohl wieder einen Überraschungssieger küren.

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