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Erziehung: Franca Wolf, 18

Abiturientin aus Berlin.

Unsere Au-Pair-Mädchen waren ein richtiger Teil der Familie. Sie haben bei uns gewohnt, mit uns gefrühstückt, manchmal waren sie sogar am Wochenende bei Ausflügen dabei. Beide waren junge Frauen aus Polen, eine hat hier studiert und ist in Deutschland geblieben. Meine Eltern haben beide gearbeitet, auch als meine Schwester und ich noch klein waren. Erst waren wir in der Kindertagesstätte, später nach der Schule im Hort. Da hat uns das Au-Pair-Mädchen dann abgeholt, so gegen fünf. Das war für uns völlig normal, ich kann mich nicht erinnern, andere Kinder beneidet zu haben, die früher nach Hause durften. Ab und zu waren wir vielleicht mal die Letzten, die abgeholt wurden, da ist es mir mal aufgefallen. Aber wir hatten unsere Freunde immer um uns, und das war toll.

Und unsere Eltern waren natürlich trotzdem für uns da. Sie haben immer darauf geachtet, dass wir abends zusammen gegessen und über den Tag geredet haben. Das war ihnen sehr wichtig. Ich fand es toll, dass sie uns nie ausgeschlossen haben von ihren Gesprächen über Politik, und ich glaube, dass ich mich auch deshalb selbst sehr dafür interessiere. Sie haben uns eigentlich nie wie kleine Kinder behandelt. Und da beide Geld verdient haben, konnten wir uns auch tolle Urlaube leisten. Ich glaube, weil die Zeit mit uns nicht so selbstverständlich war, haben sie sie umso mehr genossen. An den Wochenenden, abends und im Urlaub waren sie nur für uns da.

Ich denke, diese Art von Erziehung hat uns sehr selbständig werden lassen. Ich habe mein Abitur in England gemacht, war in Indien im Praktikum. Momentan überlege ich, selbst als Au-Pair-Mädchen nach Spanien zu gehen, ich kann mir das gut vorstellen. Wahrscheinlich wäre so etwas aber nicht so normal für mich, wenn ich anders aufgewachsen wäre. Ich bin meinen Eltern sehr dankbar, so frei zu sein.

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