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Politik: Es gilt das verordnete Wort

Serbiens Regierung zensiert nach dem Mord an Djindjic die Medien

Schon am Abend des Mordes an dem serbischen Ministerpräsidenten Zoran Djindjic rief die Regierung die Chefredakteure der Belgrader Medien zusammen. Vizepremier Zarko Korac erläuterte, was die Verhängung des Ausnahmezustandes und die damit verbundenen Einschränkungen der Pressefreiheit für die Arbeit der Medien bedeuten sollten. Die Journalisten werden angehalten, sich bei ihrer Berichterstattung über den Ausnahmezustand nur noch auf offizielle Erklärungen staatlicher Behörden zu stützen.

„Die Einschränkungen sind noch kein großes Problem", sagt Dragan Janjic, Chefredakteur der wichtigsten Belgrader Nachrichtenagentur Beta. „Aber wir können das natürlich nicht willkommen heißen und hoffen, dass es nicht so lange dauert.“ Wie die meisten Belgrader Kollegen zeigt der Agenturchef Verständnis für die Regierung. Das in der Milosevic-Zeit entstandene mafiöse Netzwerk habe seine Leute schließlich überall, im Parlament, unter den Polizisten und in den Medien. Deren Propaganda wolle die Belgrader Führung unterbinden. Andere Journalisten sind kritischer: „Die Medien sind gehorsam und haben Angst bekommen", moniert der freie Journalist Miroslav Filipovic, der in der Milosevic-Zeit wegen seiner kritischen Berichterstattung über den Kosovo-Krieg im Gefängnis saß. Er vermisst Artikel, die sich den Verbindungen zwischen der serbischen Polizei, der Sondereinheit „Rote Barette“ und dem Djindjic-Mord widmen. Denn nicht nur die Versäumnisse der staatlichen Sicherheitskräfte beim Attentat seien ein Thema, sondern auch deren mögliche Verwicklung. Auch über die Verbindung Djindjics zur Mafia werde nicht berichtet, rügt ein Kollege.

Unterdessen ging die Polizei gegen die nationalistische Zeitung „Itentität" vor. Sie war bereits einen Tag vor dem Djindjic-Mord mit einer Schlagzeile erschienen, die das Attentat ankündigte.

Gemma Pörzgen[Belgrad]

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