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Politik: Es kann nur eine geben

Merkel soll Kanzlerin werden, sagen immer mehr CDU-Spitzenleute. Selbst Stoiber-Fans wie Jörg Schönbohm wechseln die Seiten

Thüringens Ministerpräsident war der Erste. Schon im Sommer 2003 sprach sich Dieter Althaus offen für die Kanzlerkandidatur von CDU-Chefin Angela Merkel aus. „Die Qualifikation für den Endlauf hat längst stattgefunden“, sagte er damals, als viele seiner Führungskollegen in der CDU sie mit Blick auf die Wahl 2006 noch für offen hielten. Weniger, weil sie eine zweite Kandidatur von CSU-Chef Edmund Stoiber wollten, sondern weil sie andere CDU-Politiker favorisierten. Den Hessen Roland Koch etwa.

Nun hat sich auch Brandenburgs CDU-Chef Jörg Schönbohm für Merkel ausgesprochen. Eine formale Entscheidung über die Kanzlerkandidatur sei überflüssig, sagte er der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“. Aus Sicht der CDU sei die Machtfrage klar. Merkel sei Chefin der CDU und der gemeinsamen Bundestagsfraktion mit der CSU. Schönbohm war 2002 noch klar auf Stoibers Seite. Jetzt sei die Situation völlig anders, sagt er.

Das hat nicht zuletzt mit einer anderen Kandidatur zu tun. Bis zu Jahresanfang warteten viele CDU-Leute ab, wie Merkel sich als Oppositionsführerin macht und wie sie die anstehenden Führungsentscheidungen im eigenen Lager bewältigt. Die Präsidentschaftskandidatur müsse ihr Meisterstück werden, hieß es allenthalben. Das hieß: einen Kandidaten finden, der für CDU und CSU akzeptabel ist und auch von der FDP getragen wird. Horst Köhler war das Ergebnis. Und seither wächst die Zahl derer in der CDU, die sich auf die Seite von Althaus schlagen.

Selbst bekannte Merkel-Gegner wie Koch oder der Stuttgarter CDU-Fraktionschef Günther Oettinger haben die Widerstandssignale aufgegeben. Koch sagte unlängst, Merkel sei die unangefochtene Nummer eins in der CDU. „Von mir wird es keine Initiative für eine Kanzlerkandidatur geben“, fügte er hinzu. Auch keine für Merkel – so lässt sich das deuten. Aber eben auch keine für sich.

Bleibt Stoiber. Die CSU verweist auf die Vereinbarung, dass eine Entscheidung nicht vor Anfang 2005 ansteht. Bis dahin will man das Rennen offen halten, das in der CDU längst nicht mehr als Rennen gilt. In München hofft man auf die Demoskopie. Der Tenor seit Wochen: Kandidat soll werden, wer die besseren Karten hat. Da helfen Umfragen wie die vom Wochenende für „Bild am Sonntag“ und RTL: Danach sind 46 Prozent der Unionsanhänger für Stoiber, 42 Prozent für Merkel. Immerhin ist sich die CDU-Chefin mit den Bayern in etwa einig, was den Zeitpunkt der Entscheidung betrifft: Der sei „mit Sicherheit jetzt nicht gegeben“, sagte sie am Sonntag im ZDF.

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