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Eskalation in Nahost: Nasrallah erklärt Israel "offenen Krieg"

Nach einem israelischen Luftangriff auf sein Hauptquartier in Beirut hat Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah Israel den "offenen Krieg" erklärt. Israels Ministerpräsident Ehud Olmert ordnete weitere Luftangriffe im Libanon an.

Beirut/New York - «Ihr habt einen offenen Krieg gewollt, ihr werdet einen offenen Krieg bekommen», sagte Nasrallah in einer Tonbandbotschaft am Freitagabend, kurz nachdem sein Büro und sein Haus bombardiert wurden. Im UN-Sicherheitsrat verteidigte Israel seine Offensive. Der Sicherheitsrat ging ohne Waffenstillstandsappell auseinander. Am Abend traf ein UN-Vermittlerteam in Kairo ein.

Es werde ein Krieg «auf allen Ebenen (...) bis Haifa und über Haifa hinaus», sagte Nasrallah mit Bezug auf die ersten Einschläge von zwei Katjuscha-Raketen in der nordisraelischen Hafenstadt am Vorabend. Das Tonband wurde vom Hisbollah-Fernsehsender Al Manar ausgestrahlt. Laut Nasrallah zerstörte die Hisbollah ein israelisches Kriegsschiff vor der libanesischen Küste. Die israelische Armee bestätigte lediglich, das Kriegsschiff sei von einer aus dem Libanon abgefeuerten Rakete getroffen und leicht beschädigt worden.

Olmert billigte nach israelischen Rundfunkberichten eine Liste mit neuen Angriffszielen. Generalstabschef Dan Halutz kündigte weitere Angriffe auf Einrichtungen der Hisbollah an, vor allem auf ein bereits attackiertes Schiiten-Viertel in Beirut und das Hisbollah-Hauptquartier. Auch der internationale Flughafen Beiruts war erneut Ziel von Luftangriffen. Laut libanesischer Polizei wurde zudem zwei Brücken im Süden der libanesischen Hauptstadt getroffen, eine davon in der Nähe der iranischen Botschaft.

Israel will seine Offensive im Libanon erst nach der Entwaffnung der pro-iranischen Schiiten-Miliz Hisbollah einstellen. Olmert stelle dafür drei Bedingungen, sagte Regierungssprecherin Miri Eisin. Er verlange, das die Hisbollah die beiden im Südlibanon entführten israelischen Soldaten freilasse, dass sie ihre Raketenangriffe einstelle und dass sie die UN-Resolution 1559 erfülle. Die Resolution sieht die Entwaffnung und Auflösung aller Milizen im Lande vor. Wenn diese Bedingungen erfüllt seien, sei Israel zur Kooperation mit der UN-Delegation von Generalsekretär Kofi Annan bereit, sagte Eisin.

Annan entsendet Vermittlerteam

In der Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrates rechtfertigte Israels UN-Botschafter die Offensive im Libanon. Die Offensive sei eine «direkte Antwort auf einen Kriegsakt», antwortete Gillerman seinem libanesischen Kollegen Nouhad Mahmoud. Mahmoud hatte die Angriffe als «barbarische Aggression Israels» und «unverhohlene Verletzung aller Resolutionen, Gesetze, Konventionen und internationalen Sitten» bezeichnet. Mahmoud forderte den Sicherheitsrat und die Weltgemeinschaft auf, Israel zu einem Stopp seiner Angriffe zu bewegen. Der Sicherheitsrat begrüßte in einer abschließenden Erklärung jedoch lediglich die Entsendung des UN-Vermittlerteams durch UN-Generalsekretär Kofi Annan.

Die Zahl der im Libanon seit Beginn der Offensive am Mittwoch getöteten Zivilisten stieg nach Angaben der libanesischen Polizei auf mehr als 60; mehr als 160 Menschen wurden verletzt. In Israel schlugen seit Mittwoch rund 200 Raketen ein; dabei wurden bislang vier Menschen getötet und etwa hundert weitere verletzt. Am Freitag kamen ein fünfjähriges Kind und seine Großmutter durch einen Raketentreffer in einem Haus in der nordisraelischen Stadt Meron ums Leben. (tso/AFP)

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