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Chavez und Merkel

© dpa

EU-Lateinamerika-Gipfel: Neue Irritation zwischen Merkel und Chávez

Versöhnung mit Handschlag und Küsschen - und ein neues Missverständnis: Nach den versöhnlichen Tönen zwischen dem venezolanischen Präsidenten Hugo Chávez und Bundeskanzlerin Angela Merkel gibt es erneut Unstimmigkeiten. Er spricht von einer Einladung nach Deutschland, Merkel zeigt sich überrascht.

Die Kanzlerin zeigte sich in der Nacht zum Samstag in Lima überrascht über die Aussage von Chávez, sie habe ihn nach Deutschland eingeladen. Chávez habe ihr von seinen früheren Deutschlandbesuchen berichtet, sagte Merkel hingegen zu ihrer kurzen Begegnung mit Chávez. "Darüber hinaus ist das Gespräch nicht gegangen. Weitergehende Planungen habe ich im Augenblick nicht."

Chávez hatte vergangenen Sonntag für Aufsehen gesorgt, weil er Merkel in die Nähe von Adolf Hitler gerückt hatte. Auf dem Gipfel war er dann auf Merkel zugegangen und hatte ihr die Hand gedrückt. Nach Angaben der Nachrichtenagentur Andina sagte Chávez: "Ich bin hier nicht, um mich zu streiten. Mir hat es sehr gefallen, ihr (Merkel) die Hand zu geben." Er habe Merkel und auch Argentiniens Präsidentin Cristina Kirchner ein Küsschen gegeben. Er habe Merkel auch gesagt: "Wenn ich mich sehr hart geäußert haben sollte, dann Entschuldigung, hier ist meine Hand".

Merkel: Treffen "nützlich und weiterführend"

Chávez hatte Merkel noch kurz vor dem Gipfel nochmals herabgesetzt und erklärt, sie habe keinen Verstand. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur dpa sollen mehrere ausländische Staats- und Regierungschefs Chávez aber dann ins Gewissen geredet haben, die Attacken gegen die Kanzlerin nicht auf die Spitze zu treiben.

Nach der Beendigung des Gipfels sah die Kanzlerin trotz der unverbindlichen Abschlusserklärung Fortschritte im Verhältnis der beiden Kontinente. Das Treffen der 60 Staatsrepräsentanten sei "nützlich und weiterführend" gewesen. Beide Seiten hätten sich darauf verständigt, die Armutsbekämpfung und den Kampf gegen den Klimawandel zum Schwerpunkt der Zusammenarbeit zu machen. Die Teilnehmer-Länder hätten sich auch dazu bekannt, die Artenschutz-Konferenz in Bonn Ende Mai zum Erfolg zu machen.

Nach den Worten Merkel hat es auch eine Diskussion über die Biokraftstoffe gegeben. Dabei sei auch die Sorge geäußert worden, dass es einen Gegensatz zwischen der Biokraftstoffproduktion und dem Anbau von Lebensmitteln geben könnte. Dennoch habe Europa die Produktion von Biokraftstoffen grundsätzlich begrüßt. Insgesamt habe sich die Diskussion zwischen den Kontinenten seit dem Treffen von Wien vor zwei Jahren fortentwickelt.

Nächster Gipfel in zwei Jahren

Nach den Worten von Merkel will die EU weiter mit einzelnen Gruppen von lateinamerikanischen Ländern Assoziierungsabkommen abschließen, die zum Beispiel die Einrichtung einer Freihandelszone beinhaltet. Im Vordergrund stünden hier die vier Andenstaaten Bolivien, Peru, Ecuador und Kolumbien. Um zu Fortschritten zu kommen, sei denkbar, dass die Staaten einen unterschiedlichen Grad der Verbindung mit Europa wählen könnten, um ihren nationalen Interessen jeweils gerecht zu werden, sagte Merkel. "Jedes Land hat unterschiedliche Vorstellungen." Auch Perus Präsident Alan García sprach von einem Erfolg.

Das nächste Treffen soll in zwei Jahren in der spanischen Hauptstadt Madrid stattfinden. Merkel wollte von Lima, der zweiten Station ihrer Lateinamerikareise, an diesem Samstag nach Kolumbien weiterreisen. Nach einem Besuch Mexikos wollte die Kanzlerin am Dienstag nach Deutschland zurückfliegen. (imo/dpa)

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