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EU-Studie: Muslime häufig von Diskriminierung betroffen

13 Millionen Muslime in Europa sind laut einer EU-Studie in fast allen Lebensbereichen Diskriminierung ausgesetzt. Vor allem in Deutschland herrsche ein negatives Bild gegenüber dem Islam.

Wien/Essen - Muslime sind in den Staaten der Europäischen Union häufig Opfer von Diskriminierungen. Das geht aus einem Bericht der Europäischen Stelle zur Beobachtung von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit (EUMC) hervor, der zugleich die mangelhafte Erfassung und Dokumentation diskriminierenden Vorgehens gegen Muslime in der EU kritisiert. Muslime müssen laut EUMC in allen wichtigen Lebensbereichen mit Diskriminierung rechnen: Bei Erziehung und Bildung, auf dem Arbeits- und Wohnungsmarkt sowie tagtäglich durch sprachliche und körperliche Gewalt.

Aus dem Bericht gehe ganz klar hervor, dass "Muslime (...) häufig verschiedene Formen von Diskriminierung erleiden, die ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt verringern und ihre Bildungserfolge schmälern", erklärte die EUMC-Chefin Beate Winkler. Laut der Beobachtungsstelle arbeiten Muslime auffallend häufig für Niedriglöhne, hausen in ärmlichen Wohnverhältnissen und seien im Teufelskreis von schlechter Ausbildung und gering oder unqualifizierter Arbeit gefangen.

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Der Bericht kritisiert zugleich die mangelhafte Datenlage in der EU zu dem Thema. In vielen EU-Mitgliedstaaten gebe es kein belastbares Material zu rassistischen Übergriffen und Diskriminierung. Das erschwere den Kampf dagegen. Nur Finnland und Großbritannien veröffentlichten Daten zu rassistischen Taten. Lobend erwähnt der Bericht die Bemühungen in Deutschland, Luxemburg, den Niederlanden und Großbritannien um einen interkonfessionellen Dialog. Integration sei ein Prozess in zwei Richtungen, schreibt die EUMC: Sowohl die Muslime als auch die Politiker in Europa müssten mehr für Intergration und den interkulturellen Dialog tun, um Rassismus und Diskriminierung wirkungsvoller zu bekämpfen.

Das Zentrum für Türkeistudien (ZfT) in Essen verwies darauf, dass laut der EUMC-Studie die Ablehnung des Islams in Deutschland besonders ausgeprägt sei. "Dabei fällt auf, dass die Ablehnung des Islam im Zusammenhang mit der gesellschaftlichen Randständigkeit der Muslime zu stehen scheint", erklärte Dirk Halm vom ZfT. In Staaten, in denen die Mehrheit der Muslime Bürgerrechte genieße und nicht als Ausländer von der politischen Teilhabe ausgeschlossen sei, würden "ihre Anliegen auch eher als legitim anerkannt". Als Beispiele nannte Halm Frankreich und Großbritannien, wo das Islambild in der Bevölkerung "deutlich weniger negativ" sei als in der deutschen.

Nach offiziellen Angaben und Schätzungen von regierungsunabhängigen Organisationen leben in der EU rund 13 Millionen Muslime. Das sind laut EUMC-Bericht 3,5 Prozent der EU-Bevölkerung. (tso/ddp)

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