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Euro-Krise: Griechen vertrauen EU nicht mehr

Nach einer Umfrage verlieren die etablierten Parteien in Griechenland weiter an Boden - auch Deutschlands Rolle in der Euro-Krise erhält miserable Noten.

Die Schuldenkrise und der von den internationalen Geldgebern verordnete Sparkurs entfremden die Griechen zunehmend von Europa. Besonders Deutschland, das von vielen Griechen als treibende Kraft hinter den Sparauflagen gesehen wird, kommt schlecht weg.

Die am Freitag veröffentlichte jüngste Ausgabe des Politbarometers, einer allmonatlich im Auftrag der Tageszeitung „Kathimerini“ und des Fernsehsenders „Skai“ erhobenen Meinungsumfrage, spiegelt eine wachsende Unzufriedenheit der Griechen mit den etablierten politischen Parteien wieder. Sie verlieren im April gegenüber dem Vormonat durchweg an Zustimmung. Lediglich die Neonazi-Partei „Goldene Morgenröte“ kann Sympathien hinzugewinnen. Nach elf Prozent im März äußerten im April bereits 15 Prozent der Befragten eine „positive Meinung“ über die Rechtsextremisten, die damit drittstärkste politische Kraft werden. Bei der sogenannten Sonntagsfrage liegen die konservative Nea Dimokratia (ND) von Ministerpräsident Antonis Samaras und das Bündnis der radikalen Linken (Syriza) von Oppositionsführer Alexis Tsipras fast gleichauf: 28,5 Prozent würden für die ND stimmen, wenn am Sonntag gewählt würde, 27,5 Prozent für Syriza.

Die Umfrage zeigt einen drastischen Vertrauensverlust in Europa und europäische Institutionen bei der griechischen Bevölkerung. Drei Viertel der Befragten äußerten eine „negative Meinung“ zur Europäischen Zentralbank (EZB). Noch im Februar sahen nur 37 Prozent die EZB negativ. Der Internationale Währungsfonds (IWF), der wie die EZB von der sogenannten Troika vertreten wird und an den Sparauflagen maßgeblich mitwirkt, kommt nach 38 Prozent Ablehnung im Februar jetzt sogar auf 81 Prozent. Auch die Europäische Union (EU) bewerten inzwischen die meisten Griechen negativ. Äußerten noch im Januar 51 Prozent eine positive Meinung zur EU, waren es im April nur noch 31 Prozent.

Miserable Noten vergeben die meisten Griechen für Deutschlands Rolle in der Euro-Krise. 92 Prozent sehen die deutsche Haltung negativ. Ebenfalls mehr als neun von zehn Befragten sagten, Griechenland und Deutschland hätten in Europa gegensätzliche Interessen, nur acht Prozent sehen Gemeinsamkeiten. Zu Kanzlerin Angela Merkel geben 87 Prozent der Befragten eine „negative Meinung“ ab. Finanzminister Wolfgang Schäuble schneidet mit 82 Prozent Ablehnung nur wenig besser ab.

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