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Euro-Krise: Weidmann kritisiert Krisenmanagement

Wer hat Schuld an der Eskalation der Euro-Krise? Bundesbankpräsident Jens Weidmann kritisiert die europäische Politik und nimmt Stellung zur Rolle der Ratingagenturen.

Bundesbankpräsident Jens Weidmann hat das Krisenmanagement der Politik in der Euro-Krise bemängelt. Die „Vielstimmigkeit“ der Debatte habe „jedenfalls nicht dazu beigetragen, Vertrauen in die Problemlösungsfähigkeit der Politik zu schaffen“, sagte Weidmann in einem am Mittwoch veröffentlichten Interview mit der „Zeit“. Kritisch bewertete er insbesondere die von der Bundesregierung betriebene Beteiligung von Banken und Versicherungen an den Kosten der Rettung: „Es birgt im gegenwärtigen Umfeld mehr Risiken als Chancen, die Gewährung weiterer Hilfen der Staatengemeinschaft an den Zwang zur Beteiligung des Privatsektors zu knüpfen“, sagte Weidmann. Der Bundesbankpräsident warnte davor, den Ratingagenturen die Schuld an der Eskalation der Krise zu geben. Zwar sei die Kritik in Teilen berechtigt, jedoch lenke sie von den eigentlichen Problemen ab. „Die kritisierten Bonitätsnoten sind ja nicht willkürlich, sie spiegeln reale Probleme in den betroffenen Ländern wider“, sagte Weidmann. „Diese Probleme und ihre oft zu zögerliche Bewältigung machen mir viel mehr Sorgen als die Urteile der Agenturen.“

Nach Ansicht Weidmanns muss sich Europa für den Fall einer Staatspleite Griechenlands vorbereiten: „Die Politik muss einen Plan haben, wie sich bei einem Scheitern des griechischen Programms die drohenden Ansteckungseffekte eindämmen lassen.“ Was die Lage in Italien angeht, zeigte sich Weidmann zuversichtlicher. „Italien kann seine Probleme aus eigener Kraft lösen“, sagte er. Das Land habe eine starke Industrie- und Exportbasis, brauche allerdings ein „konsequentes Sparprogramm“.

Weidmann war vor knapp drei Monaten vom Kanzleramt an die Spitze der Bundesbank gewechselt. (AFP)

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