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Euro-Rettung: Die Protagonisten der Griechenlandkrise

Giorgos Papandreou ist seit 2009 Ministerpräsident und setzte in der Fraktion seiner sozialistischen Pasok-Partei Sparmaßnahmen und Steuererhöhungen durch, die große Teile der Bevölkerung ablehnen. Jüngst überraschte er die Griechen, europäische Partner und die Welt mit seiner Ankündigung, das Volk über das zweite internationale Hilfspaket abstimmen zu lassen.

Giorgos Papandreou ist seit 2009 Ministerpräsident und setzte in der Fraktion seiner sozialistischen Pasok-Partei Sparmaßnahmen und Steuererhöhungen durch, die große Teile der Bevölkerung ablehnen. Jüngst überraschte er die Griechen, europäische Partner und die Welt mit seiner Ankündigung, das Volk über das zweite internationale Hilfspaket abstimmen zu lassen. Nach heftiger Kritik aus Europa ließ er den Plan wieder fallen. Eine Vertrauensabstimmung in der Nacht zum Samstag überstand er und kündigte danach die Bildung einer breiten Koalitionsregierung an, die nicht unbedingt vom ihm geführt werden müsse. Der Ministerpräsident entstammt einer prominenten griechischen Politikerdynastie: Sein gleichnamiger Großvater war in den 40er und 60er Jahren Regierungschef. Sein Vater Andreas gründete die Pasok-Partei und war von 1981 bis 1989 sowie von 1993 bis 1996
Ministerpräsident. Giorgos Papandreou selbst wurde im US-Staat Minnesota geboren, wo seine Familie damals lebte. Er studierte in Massachusetts, London und Stockholm und spricht neben seiner Muttersprache auch Englisch und Schwedisch.

Antonis Samaras: Der Chef der konservativen Partei Neue Demokratie ist einer wichtigsten Widersacher Papandreous. Beide kennen sich gut: Sie teilten sich zu Studienzeiten ein Zimmer am Amherst College in den USA. Bei anderen Konservativen in Europa stieß Samaras wiederholt auf Kritik, weil er die Sparvorhaben der Regierung ablehnte. Dabei war es seine 2009 als Regierungspartei abgelöste Neue Demokratie, die Griechenland in die schwere Schuldenkrise stürzte und eine Aufblähung des Staatsapparats, Vetternwirtschaft und Klientelpolitik mit zu verantworten hat. Samaras war damals Kultusminister. Nach der Wahlniederlage stieg er zum Parteichef auf. Er
werde die Neue Demokratie rasch wieder an die Regierung bringen, kündigte der tief im konservativen Milieu verwurzelte Samaras damals vollmundig an.

Evangelos Venizelos: Finanzminister Evangelos Venizelos ist auch stellvertretender Regierungschef und einer der wichtigsten Mitarbeiter Papandreous. Der Verfassungsexperte, der später in die Politik einstieg, ist für seine Redegewandtheit und seinen Scharfsinn bekannt. Seit die Pasok 2009 die Wahl gewann, hatte Venizelos schon mehrere Ämter inne und war vor seinem Wechsel ins Finanzressort schon Justiz- und Verteidigungsminister. Der heute 54-Jährige stieg 1993 als Abgeordneter für den Wahlkreis Thessaloniki in die Politik ein und wurde unter Papandreous Vater Regierungssprecher. Venizelos ist in der Pasok aber auch ein alter Widersacher von Giorgos Papandreou. Nachdem der heutige Regierungschef zum zweiten Mal gegen die Konservativen die Wahl verlor, wollte Venizelos im Jahr 2007 Papandreou von der Parteispitze verdrängen. In einer Abstimmung unterlag er aber deutlich. Er ist als Regierungschef im Gespräch, falls Papandreou aufgeben sollte.

Lucas Papademos: Wenn es um eine Einheitsregierung aus Sozialisten und Konservativen geht, fällt immer wieder der Name Lucas Papademos. Der frühere Vizepräsident der Europäischen Zentralbank ist Berater Papandreous und war für die Neubesetzung des Finanzministers in diesem Jahr eigentlich die erste Wahl. Erst nachdem Papandreou ihn nicht überzeugen konnte, bekam Venizelos das Amt. Papademos war von 1994 und 2002 Chef der griechischen Zentralbank. Während seiner Amtszeit gelang es auch mit seiner Hilfe, die vergleichsweise hohe Inflation in Griechenland in den Griff zu bekommen. Er wurde im Januar 2001 Mitglied im EZB-Rat und schied aus
der Zentralbank Ende 2010 aus. Vor seiner Karriere als Notenbanker, die 1985 begann, war Papademos Dozent an der Columbia University in New York und arbeitete als Volkswirt bei der Fed-Zweigstelle in Boston. Geldpolitisch wurde er während der Zeit bei der EZB als gemäßigt und pragmatisch eingeschätzt.

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