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Politik: Evangelische Kirche: Embryonenschutz darf nicht gelockert werden

Vorsitzender Kock fordert in Abschiedsrede eine bessere Familienpolitik – und lehnt im Kopftuch-Streit ein Verbot aller religiösen Symbole in Schulen ab

Trier. Der scheidende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Manfred Kock, hat die Äußerungen von Bundesjustizministerin Brigitte Zypries zum Embryonenschutz kritisiert. Die Ministerin hatte in Frage gestellt, ob auch für Embryonen im Reagenzglas der Schutz der Menschenwürde gelte.

„Damit schlägt man einen Weg ein, auf dem das gesamte vorgeburtliche Stadium aus dem Schutz der Menschenwürde herausdefiniert zu werden droht", sagte Kock am Sonntag vor der EKD-Synode in Trier. „An welcher anderen Stelle der biologischen Entwicklung des Menschen soll der Schutz der Menschenwürde dann in plausibler Weise einsetzen?" Für den Schutz der In-Vitro-Embryonen sei die Menschenwürde bisher „das verfassungsrechtlich tragende Argument" gewesen und sollte es auch in Zukunft bleiben, forderte Kock.

In seinem Ratsbericht sprach sich Kock zudem für eine bessere Familienpolitik aus. „Eine kinder- und familienfreundliche Gesellschaft braucht bessere Angebote für Eltern, damit sie Familie und Berufstätigkeit miteinander in Einklang bringen können." Als Beispiele nannte er Tagesstättenplätze und Ganztagesschulen. „Aber jenseits der materiellen Seite kommt es entscheidend darauf an, die jungen Menschen zu ermutigen, sich für Kinder zu entscheiden."

Für den 67-Jährigen war es der letzte Bericht als Ratsvorsitzender. Am Dienstag wählt die Synode einen Nachfolger. Kock nahm dies auch zum Anlass, eine Bilanz der Bemühungen um die Ökumene zu ziehen. Dabei warf er Teilen der katholischen Kirche in ungewöhnlich scharfer Form vor, „die Ökumene zurückdrehen zu wollen". Er bedaure sehr, „dass einige römisch-katholische Kardinäle und Bischöfe den ökumenischen Kirchentag als eine oberflächliche, verwirrende, unbotmäßige Veranstaltung bezeichnet" und vor der Gefahr einer „Protestantisierung" der römisch-katholischen Kirche gewarnt hätten. Nach den Worten Kocks droht hier „ein neuer Skandal“.

Der EKD-Ratsvorsitzende sprach sich außerdem für einen intensiveren Dialog mit anderen Religionen aus. Zugleich warnte er allerdings auch vor einer interreligiösen Ökumene. Die EKD hat Zweifel an der Eignung von Lehrerinnen geäußert, die während des Unterrichts ein Kopftuch tragen. Kock warnte indes davor, zusammen mit dem Kopftuch auch andere religiöse Symbole zu verbieten, wie es zum Beispiel das Bundesland Bremen erwägt: „Den Konflikt in laizistischer Weise zu lösen, nämlich alle religiösen Symbole aus öffentlichen Schulen zu verbannen, ist für die evangelische Kirche nicht hinnehmbar."

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