zum Hauptinhalt

Evangelische Kirche: Orthodoxe Russen kappen EKD-Kontakt - wegen Käßmann

Eine geschiedene Frau an der Spitze der Evangelischen Kirche will die russisch-orthodoxe Kirche nicht akzeptieren. Sie beendet die Zusammenarbeit.

Der Dialog zwischen der Evangelischen Kirche Deutschlands (EKD) und der russisch-orthodoxen Glaubensgemeinschaft sei nach der Wahl einer geschiedenen Frau zur Kirchenführerin nicht mehr möglich, sagte der orthodoxe Geistliche Georgi Sawerschinski am Donnerstag in Moskau. Die Wahl Margot Käßmanns zur Ratsvorsitzenden und somit obersten Führungsinstanz der EKD habe die russisch-orthodoxe Kirche dazu veranlasst, ihre Kontakte mit den Lutheranern in Deutschland zu beenden.

"Diese Frage ist sehr ernst", sagte Sawerschinski. Die Kirche erlaube keine Priesterweihe oder sogar Führungsrollen von Frauen. In letzter Instanz müsse dies aber Patriarch Kirill I. als Oberhaupt der weltweit größten orthodoxen Nationalkirche entscheiden.

Die für Ende November angesetzten Feierlichkeiten zum 50. Jubiläum des Dialogs zwischen Orthodoxer Kirche und EKD seien zugleich das Ende der Gespräche, kündigte der Leiter des kirchlichen Außenamtes, Erzbischof Ilarion von Wolokolamsk, laut der Zeitung Kommersant an. Die evangelischen Christen in Russland unterstützen die Entscheidung. Der Chefsekretär der Evangelisch-Lutherischen Kirche Russlands, Priester Alexander Priluzki, nannte die Wahl Käßmanns gar ein "Krisenzeichen in der westlichen Gesellschaft".

Käßmann zeigte sich überrascht

Die Aufkündigung der Zusammenarbeit zwischen den beiden Kirchen war auf den Seiten mehrerer russischer Zeitungen am Donnerstag das beherrschende Thema. "Der Patriarch darf nicht mit der neuen Führerin der Lutheraner in Deutschland verkehren", schrieb beispielsweise die Zeitung Wremja Nowostej.

Käßmann äußerte sich am Donnerstagabend überrascht. "Ökumene heißt, auch unterschiedliche Kirchen- und Amtsverständnisse zu akzeptieren", sagte sie auf einem Medienempfang der bayerischen Landeskirche in Nürnberg. Sie akzeptiere, dass manche Kirchen keine Frau an ihrer Spitze zuließen. Umgekehrt erwarte sie aber auch, dass akzeptiert werde, dass dies bei anderen Kirchen möglich sei, unterstrich sie. "Der gegenseitige Respekt ist die wichtigste Grundlage für die Ökumene."

Die hannoversche Landesbischöfin Käßmann war am 28. Oktober von der EKD-Synode in das höchste Amt der Evangelischen Kirche in Deutschland gewählt worden.  

Quelle: ZEIT ONLINE, dpa

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false