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Politik: Ex-Armeechef fordert Milosevics Ablösung

PRISTINA/STRAßBURG (Tsp). Der Druck auf den jugoslawischen Präsidenten Milosevic wächst weiter.

PRISTINA/STRAßBURG (Tsp). Der Druck auf den jugoslawischen Präsidenten Milosevic wächst weiter. Acht Monate nach seiner Entlassung aus dem Dienst forderte der ehemalige jugoslawische Armeechef Momcilo Perisic die Absetzung "der gegenwärtigen Staatsführung". Einen Tag vor der Kosovo-Reise von Bundeskanzler Schröder gab es unterdessen Probleme bei der Entwaffung der Kosovo-Befreiungsarmee (UCK). Die Entmilitarisierung wird nach Ansicht von Beobachtern eines der Themen bei den Beratungen Schröders mit UCK-Sprecher Thaci sein. Schröder ist der erste westliche Regierungschef, der das Kosovo nach Kriegsende besucht.Die Hilfsorganisation Cap Anamur warnte die westlichen Truppen im Krisengebiet davor, der UCK allzu vertrauensvoll zu begegnen. Der Gründer von Cap Anamur, Rupert Neudeck, sagte im Deutschlandradio Berlin, es sei "äußerst unrealistisch" anzunehmen, daß die UCK der ihr auferlegten Entwaffnungspflicht nachgekommen sei. Die westlichen Befehlshaber seien in eine "Freundschaftsfalle" getappt.Wie die internationale Friedenstruppe KFOR am Donnerstag in Pristina erklärte, hatten UCK-Kämpfer am Mittwoch in mindestens zwei Fällen gegen die bei Kriegsende vereinbarten Modalitäten verstoßen. Die ursprünglich für Donnerstag geplante Unterredung zwischen dem KFOR-Oberbefehlshaber General Michael Jackson und dem UCK-Kommandeur Agim Ceku über den Stand der Entwaffnung wurde um 48 Stunden verschoben.Bundeskanzler Schröder will am heutigen Freitag die deutschen Soldaten im Bundeswehr-Hauptquartier in Prizren besuchen, mit Vertretern der Vereinten Nationen zusammentreffen und mit Albaner-Führer Ibrahim Rugova sowie Repräsentanten der serbischen Minderheit sprechen. Den Schutz der Serben, die nach dem Einmarsch der KFOR-Truppen im Kosovo geblieben sind, nannte Schröders außenpolitischer Berater Michael Steiner eine der schwierigsten Aufgaben der internationalen Gemeinschaft.Die serbische Opposition gegen Staatspräsident Slobodan Milosevic hat unterdessen Verstärkung erhalten. Der im November entlassene Generalstabschef der jugoslawischen Armee, Momcilo Perisic, sagte in einem Interview mit dem unabhängigen Nachrichtenmagazin "NIN", mit diesem Schritt wolle er eine "neue Katastrophe" verhindern. Damit spielte er auf Befürchtungen an, daß es zu einem Bürgerkrieg in Jugoslawien kommen könnte. Er forderte ein Ende von Milosevics Herrschaft und sprach sich für einen prowestlichen Kurs aus. "Amerika, Rußland, Deutschland müssen unsere Verbündeten sein", sagte Perisic. "Wir können es uns nicht erlauben, uns durch eine unvorsichtige Politik Feinde unter den mächtigsten Staaten der Welt zu schaffen."Das Europaparlament sprach sich unterdessen gegen jede Wiederaufbauhilfe der EU für Serbien aus, solange Milosevic im Amt bleibt. Lediglich humanitäre Hilfe für die serbische Bevölkerung solle geleistet werden, verlangten die EU-Volksvertreter am Donnerstag in einer Entschließung.

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