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Politik: Ex-Minister appellieren an Warschau

Weimar - Wenn schon die Staatschefs nicht in der Lage sind, miteinander zu reden, dann wenigstens die ehemaligen Außenminister. Ein bisschen schwang am Dienstag solch ein Trotz mit im Weimarer Rathaus, als sich Ex-Außenamtschefs aus Deutschland, Polen und Frankreich – Hans-Dietrich Genscher, Krzystof Skubiszewski und Roland Dumas – zum Jubiläum eines Gesprächskreises trafen, der ausgerechnet durch eine Kartoffel nachhaltig gelähmt zu sein scheint.

Weimar - Wenn schon die Staatschefs nicht in der Lage sind, miteinander zu reden, dann wenigstens die ehemaligen Außenminister. Ein bisschen schwang am Dienstag solch ein Trotz mit im Weimarer Rathaus, als sich Ex-Außenamtschefs aus Deutschland, Polen und Frankreich – Hans-Dietrich Genscher, Krzystof Skubiszewski und Roland Dumas – zum Jubiläum eines Gesprächskreises trafen, der ausgerechnet durch eine Kartoffel nachhaltig gelähmt zu sein scheint. Ein Knollenvergleich in einer „taz“-Satire, so wird zumindest in Warschau kolportiert, hatte Anfang Juli für eine so schlimme Magenverstimmung beim polnischen Präsidenten Lech Kaczynski gesorgt, dass er gleich das Gipfeltreffen des „Weimarer Dreiecks“ zwischen Polen, Frankreich und Deutschland abgesagt hat.

Letztlich war das wohl nicht der wahre Grund, sondern Kaczynskis tiefe Europaskepsis, die den Gesprächsrahmen der drei Nachbarn nun schon seit Monaten behindert. So gedachten beim Festakt zum 15-jährigen Jubiläum des „Weimarer Dreiecks“ die Ex-Außenminister eben alleine – und übten überraschend deutliche Kritik an ihren Nachfolgern. In einem dringenden Appell an die Regierungen in Warschau, Paris und Berlin hegten sie die Erwartung, „den Weg der gemeinsamen Verantwortung von Deutschen, Franzosen und Polen weiterzugehen“. Skubiszewski, der zu den Mitautoren eines offenen Briefes aller polnischen Ex-Außenminister gegen die Gipfelabsage des polnischen Präsidenten gehörte, forderte eine bessere Zusammenarbeit der Regierungen. „Wir müssen historische Debatten von der Tagespolitik trennen“, sagte er. Genscher appellierte vor allem mit Blick auf die Regierung in Polen, „hineinzuhören in die Völker“. „Politisch könnten wir viel weiter sein“, klagte er – und wurde dabei nicht nur von Dumas unterstützt, sondern von Fachleuten an der Basis – Lehrern, Künstlern und Medienschaffenden, die übereinstimmend darüber berichteten, dass die sogenannten Zivilgesellschaften der drei Länder viel weiter sind als das Getöse zwischen den Regierungen vermuten lässt. SB

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