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Verena Becker schwieg im Buback-Prozes eineinhalb Jahre.

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Update

Ex-RAF-Terroristin: Verena Becker bestreitet Beteiligung an Buback-Mord

"Ich war nicht dabei": Die frühere RAF-Terroristin Verena Becker hat am Montag ihr Schweigen gebrochen. Im Prozess um den Mordanschlag auf Generalbundesanwalt Buback 1977 gab sie eine längere Erklärung ab.

In einer am Montag vor dem Oberlandesgericht in Stuttgart verlesenen persönlichen Erklärung sagte die Angeklagte Verena Becker an Bubacks Sohn Michael gerichtet, der als Nebenkläger auftritt: “Wer Ihren Vater getötet hat, kann ich nicht beantworten. Ich war nicht dabei.“ In der rund 20-minütigen Erklärung führte Becker aus, sie habe sich bis einen Tag nach dem Attentat auf Siegfried Buback im Jemen aufgehalten und sei über Rom in die Bundesrepublik zurückgekehrt. “Ich erfuhr in Rom aus Zeitungen vom Anschlag auf Buback“, sagte die Angeklagte

In dem seit anderthalb Jahren laufenden Prozess hat die 59-jährige Angeklagte bislang geschwiegen und 86 Verhandlungstage lang regungslos auf ihrem Platz gesessen. Die Bundesanwaltschaft wirft Becker vor, maßgeblich an der Entscheidung für den Mordanschlag, an dessen Planung und Vorbereitung sowie an der Verbreitung der Bekennerschreiben mitgewirkt zu haben. Seit 35 Jahren ist ungeklärt, welches RAF-Mitglied am 7. April 1977 in Karlsruhe von einem Motorrad aus die tödlichen Schüsse auf Buback und seine beiden Begleiter abfeuerte.

Der Sohn des ermordeten Generalbundesanwalts, Nebenkläger Michael Buback, verdächtigt Becker, die Todesschützin gewesen zu sein. Nach Auffassung der Bundesanwaltschaft hat der seit September 2010 laufende Prozess dafür aber keine tragfähigen Anhaltspunkte erbracht.

Bilder: Die Opfer der RAF

Klar ist jedoch, dass Verena Becker im Umgang mit Schusswaffen wenig Hemmungen hatte, als sie noch eines der fanatischsten Mitglieder der RAF war. Vier Wochen nach dem Buback-Attentat nahmen Polizisten Becker und das RAF-Mitglied Günter Sonnenberg nach einer wilden Schießerei im baden-württembergischen Singen fest. Zuvor hatten Becker und Sonnenberg allerdings noch auf wehrlos am Boden liegende Polizisten geschossen. Die Beamten überlebten wie durch ein Wunder. In einem Rucksack der RAF-Mitglieder steckte die Waffe, mit der Siegfried Buback erschossen worden war.

Bildergalerie der RAF-Terroristen:

Singen war das Ende einer Entwicklung, die mit Blutspuren markiert ist. Verena Becker, 1952 in Berlin geboren, wuchs in Spandau auf, verließ die Schule nach der zehnten Klasse, arbeitete als Telefonistin und Gelegenheitsarbeiterin, zertrümmerte als junge Feministin die Scheiben von Sexläden und stieß zur terroristischen „Bewegung 2. Juni“. Die deponierte 1972 eine Bombe im britischen Yachtclub in West-Berlin, ein Bootsbauer kam ums Leben. Becker, zu einer sechsjährigen Jugendstrafe verurteilt, wurde 1975 von „2. Juni“-Mitgliedern freigepresst. Sie wechselte sofort zur RAF. Welche Rolle sie bei der Vorbereitung des Attentats auf Buback gespielt hat, ist bis jetzt nicht zweifelsfrei geklärt. Da sie aber wegen der Schüsse von Singen sowieso zu lebenslanger Haft verurteilt worden war, wurden die Ermittlungen zu ihrer möglichen Beteiligung am Fall Buback eingestellt.

Zermürbt von der Haft packte sie Anfang der 1980er Jahre beim Verfassungsschutz aus, redete über Strukturen der RAF und wurde 1989 begnadigt. Jahrelang lebte sie als Frührentnerin unauffällig in Berlin. Bis neue DNA-Spuren sie wieder in Verbindung mit dem Tod Bubacks brachten. Aber ihr Fall ist auch verbunden mit Geheimniskrämerei. Warum sind Verfassungsschutzakten gesperrt? Hatte Becker schon vor dem Attentat für den Verfassungsschutz gearbeitet? Fragen ohne klare Antworten. (mit dapd/rtr)

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