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Politik: Ex-Schatzmeister Kiep belastet Kohl und Weyrauch: "Schwarze Kassen erst nach 1992"

Walther Leisler Kiep (74) war von 1971 bis 1992 Schatzmeister der CDU. Gegen ihn ermittelt die Augsburger Staatsanwaltschaft.

Walther Leisler Kiep (74) war von 1971 bis 1992 Schatzmeister der CDU. Gegen ihn ermittelt die Augsburger Staatsanwaltschaft.

Die schwarzen Kassen der CDU sind nach Einschätzung des früheren CDU-Schatzmeisters Walther Leisler Kiep erst nach dem CDU-Parteitag im Jahre 1992 eingerichtet worden. Das erklärte Kiep in einem Gespräch mit der "Süddeutschen Zeitung". Kiep äußerte sich darin erstmals öffentlich seit dem Bekanntwerden des CDU-Parteispenden-Skandals. Wir dokumentieren Passagen aus dem Interview

Herr Kiep, Sie waren 21 Jahren lang Schatzmeister der Bundes-CDU. Haben Sie mit Helmut Kohl in den letzten Wochen über die schwarzen Kassen gesprochen, die in Ihrer Amtszeit als Schatzmeister angelegt wurden?

Nein.

Warum nicht?

Weil ich ihm nichts zu sagen hatte und er mir offensichtlich auch nicht. Er hat ja sinngemäß geäußert, das er zu mir niemals Vertrauen gehabt habe. Und er habe sich eben deshalb anderen zugewandt. Aus heutiger Sicht muss ich vermuten, dass dies Herr Weyrauch war.

Haben Sie, als Sie im Oktober 1992 ausschieden, zumindest Vermutungen gehabt, dass es parallel ein illegales Finanzierungssystem geben könnte?

Nein, es gab keine Hinweise.

Aber nun müssen Sie davon ausgehen, dass Helmut Kohl bewusst an Ihnen vorbei Spenden gesammelt hat.

Ich habe das jetzt erst erfahren.

Warum hat er das gemacht?

Nach allem, was ich inzwischen weiß, war das Instrument für ihn, das er als Parteivorsitzender in der Hand hielt, um die Partei zu führen und auf ihn auszurichten.

Sie waren Schatzmeister seit 1971 und sagen uns jetzt, Sie hätten von allem nichts gewusst. Haben Sie sich nicht genug darum gekümmert? Der Generalbevollmächtigte Uwe Lüthje und der CDU-Wirtschaftsprüfer Horst Weyrauch wurden von Ihnen angeheuert. Liegt da nicht auch Verantwortung bei Ihnen?

Heute muss ich annehmen, dass es auch während meiner Amtszeit Umleitungen von Geld hinter meinem Rücken gab. Das heute bekannte System der schwarzen Kassen ist offensichtlich im Wesentlichen erst nach dem Ausscheiden von mir und Herrn Lüthje installiert worden. Das alles passsierte nach dem CDU-Parteitag 1992.

Vorher hat es keine schwarzen Konten gegeben?

Jedenfalls nicht in meinem Einflussbereich.

Und die zehn Millionen Mark unbekannter Herkunft zwischen 1989 und 1992?

Weiß ich nicht. Wirklich nicht.

Herr Kiep[Sie waren 21 Jahren lang Schatzmeister]

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