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Die Familie des Tatverdächtigen Ahmad Khan Rahami im Gespräch mit Ermittlern

© dpa/EPA/Justin Lane

Update

Explosion in New York: Polizei nimmt Tatverdächtigen fest

Die Polizei hat einen Hauptverdächtigen für die Bombe von New York. Angeklagt ist der Mann wegen fünffachen Mordversuchs - wegen eines Schusswechsels bei seiner Festnahme.

Zwei Tage nach der Explosion eines Sprengsatzes in New York und weiteren Bombenfunden in der Umgebung hat die US-Polizei am Montag den mutmaßlichen Täter nach einer Schießerei festgenommen. Bei dem Schusswechsel in Linden im Bundesstaat New Jersey, rund 30 Kilometer südlich von New York, wurde der 28-jährige Ahmat Khan Rahami an der rechten Schulter verletzt. Bei der Schießerei wurden auch zwei Polizisten getroffen. Über Rahamis Motive war zunächst nichts bekannt; der erste Verdacht fiel jedoch auf einen islamistischen Hintergrund der Gewalttaten.

Die Staatsanwaltschaft von Union County erhob am Montagabend Anklage wegen fünffachen Mordversuchs. Dabei geht es um einen Schusswechsel, den sich der Verdächtige mit der Polizei lieferte, als diese ihn festnehmen wollte. Eine Anklage bezüglich des Anschlages und dem Fund weiterer Sprengsätze stand noch aus.

Die Ermittler halten Rahami für den Hauptverdächtigen. Sie gehen von einem Terrorakt aus. Das FBI sieht keine Anzeichen dafür, dass eine Zelle hinter den Taten steckt.

Mit diesem Fahndungsaufruf sucht das FBI den 28 Jahre alten Terrorverdächtigen Ahmad Khan Rahami.
Mit diesem Fahndungsaufruf sucht das FBI den 28 Jahre alten Terrorverdächtigen Ahmad Khan Rahami.

© AFP

Rahami, ein aus Afghanistan stammender US-Bürger, lebt in der Stadt Elizabeth im Bundesstaat New Jersey, einem Nachbarbezirk von Linden. An einer Bahnstation in Elizabeth wurde in der Nacht zum Montag ein Rucksack mit fünf Sprengsätzen gefunden; eine der Bomben explodierte, als die Polizei den Rucksack mit Hilfe ferngesteuerter Roboter untersuchte. Der Bürgermeister von Elizabeth, Christian Bollwage, äußerte die Vermutung, dass der oder die Täter den Rucksack loswerden wollten.

Am Samstagabend hatte eine Bombe in Manhatten 29 Menschen verletzt; ein weiterer Sprengsatz, der aus einem mit Luftgewehrmunition und Kugeln aus Kugellagern gefüllten Schnellkochtopf bestand, wurde einige Häuserblocks entfernt gefunden und entschärft. Am Samstagmorgen war ein Sprengsatz im Badeort Seaside Park, rund 80 Kilometer südlich von New York, explodiert, ohne dass jemand verletzt wurde.

Rahami wurde nach der Auswertung von Überwachungskameras von der Polizei als Verdächtiger ermittelt: Auf den Aufnahmen sei er in der Nähe beider Bomben in Manhatten zu sehen, berichtete der Nachrichtensender CNN. Auch mit dem Anschlag in Seaside Park werde er in Verbindung gebracht.

Rahami nach Schusswechsel verletzt festgenommen

Mehrere Familienangehörigen des Beschuldigten wurden laut anderen Berichten in New York in einem Wagen gestoppt und von der Bundespolizei FBI verhört. Am Montagmorgen durchsuchte die Polizei eine Wohnung in Elizabeth.

Zumindest im Fall der gefundenen zweiten Bombe in Manhatten sollen mehrere Personen verwickelt gewesen sein: Aufnahmen von Überwachungskameras zeigen demnach, wie Rahami den in einen weißen Müllsack gehüllten Sprengsatz abstellt. Wenig später wird der Sack von zwei bisher unbekannten Männern entfernt.

Sicherheitsbeamte suchen in Manhattan am Ort der Explosion nach Spuren.
Sicherheitsbeamte suchen in Manhattan am Ort der Explosion nach Spuren.

© Reuters

Rahami wurde zur Fahndung ausgeschrieben und am Vormittag in Linden von der Polizei gestellt. Augenzeugen berichteten laut der Online-Ausgabe der „New York Times“ von einem heftigen Feuergefecht. Fernsehaufnahmen zeigten später, wie Rahami mit blutigem rechten Oberarm und auf dem Rücken gefesselten Händen auf einer Krankenliege in eine Ambulanz geschoben wurde.

Laut Medienberichten beschrieben Bewohner von Elizabeth den 28-jährigen als schweigsam und unnahbar. Die Nachrichtenagentur Reuters berichtete, Rahami sei vor einigen Jahren nach Afghanistan gereist.

Fahnder bezeichneten die gefundenen Sprengsätze laut Medienberichten als sehr amateurhaft zusammengebaut. Dies könnte darauf hindeuten, dass keine im Bombenbau ausgebildete Täter am Werk waren. Die aus dem Schnellkochtopf improvisierte Bombe glich dem Sprengsatz, der bei dem tödlichen Anschlag islamistischer Extremisten auf den Marathonlauf von Boston vor drei Jahren verwendet wurde. In New York beginnt diese Woche die alljährliche UN-Vollversammlung mit vielen Spitzenpolitikern aus aller Welt. Die Sicherheitsvorkehrungen in der Stadt wurden erhöht.

Verstärkt wird ein Gefühl der Verunsicherung, das sich in den USA ausbreitet, durch die Messerattacke eines Muslims in Minnesota. Der 22-jährige Täter Dahir Adan wurde von einem Polizisten erschossen, nachdem er neun Menschen in einem Einkaufszentrum verletzt hatte. Der Islamische Staat (IS) erklärte, Adan sei einer seiner „Soldaten“ gewesen. Eine Verbindung zu den Bomben in New York und New Jersey besteht nach Behördenangaben nicht.

Trump fordert erneut Racial Profiling

Dennoch dürften die Gewalttaten kurz nach dem 15. Jahrestag der Terroranschläge vom 11. September 2001 das Misstrauen gegenüber Muslimen in den USA verstärken. Im Juni hatte ein Sohn afghanischer Einwanderer in einem Homosexuellen-Nachtclub in Orlando in Florida 49 Menschen erschossen.

Präsident Barack Obama rief die Amerikaner auf, sich „nicht der Angst zu ergeben“. Die USA seien stark genug, sich nicht von Einzeltätern oder Gruppen wie dem US einschüchtern zu lassen.

Der republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump nahm die Furcht vor neuen Anschlägen zum Anlass, um erneut die ethnisch begründete Rasterüberwachung, das so genannte Profiling, von Menschen aus muslimischen Ländern zu fordern. „Wir erlauben diesen Leuten, in unser Land zu kommen und es zu zerstören“, sagte Trump im Fernsehsender Fox.

Dagegen betonte Trumps demokratische Rivalin und Ex-Außenministerin Hillary Clinton, Amerika müsse zwar wachsam sein, dürfe sich aber nicht zu Ausgrenzungen hinreißen lassen. „Wir werden nicht aufeinander losgehen oder uns gegenseitig unterminieren“, schrieb sie auf Twitter.

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