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Extremismus: Griechen fürchten neuen Terror

Die griechische Terrororganisation "Revolutionärer Kampf" (EA) hat die Verantwortung für zwei Sprengstoffanschläge auf Bankgebäude der Citigroup in Athen übernommen - und weitere Attentate angekündigt.

Die Gruppe plane Anschläge, um Griechenland „zu feindlichem Territorium für die kriminellen Agenten des internationalen Kapitals, wie die Citibank, zu machen“, heißt es in einem achtseitigen Bekennerschreiben, das die satirische Athener Wochenzeitung „Pontiki“ zugespielt bekam und am Donnerstag veröffentlichte.

Polizeiexperten halten das Schreiben für echt. Die Gruppe „Revolutionärer Kampf“ hatte vergangene Woche einen Sprengstoffanschlag auf eine Citibank-Filiale im Athener Vorort Filothei verübt. Dabei entstand schwerer Sachschaden. Verletzte gab es nicht. Vergangenen Monat konnte die Athener Polizei eine Autobombe der Organisation vor einem Citibank-Verwaltungsgebäude im Vorort Kifissia entschärfen. Die aus 60 Kilo Sprengstoff bestehende Bombe hätte nach Einschätzung von Fachleuten verheerende Zerstörungen angerichtet, ging aber wegen eines technischen Fehlers nicht hoch.

Der „Revolutionäre Kampf“ war zuerst 2003 mit einem Anschlag auf ein Athener Gerichtsgebäude aufgefallen. Er gilt als Nachfolgeorganisation der Terrorgruppe „17. November“, deren führende Mitglieder 2002 festgenommen und wegen fast zwei Dutzend Morden zu langjährigen Haftstrafen verurteilt worden waren. Ihren bisher spektakulärsten Anschlag verübte die EA im Januar 2007, als sie eine Panzerfaust auf das Gebäude der US-Botschaft in Athen abfeuerte. Die Granate explodierte aber nicht, es entstand lediglich geringer Sachschaden.

Nach den landesweiten Unruhen vom Dezember 2008, die nach dem Tod eines 15-jährigen Schülers durch eine Polizeikugel ausbrachen, wächst in Griechenland die Furcht vor einer Rückkehr des Terrorismus. Diese Befürchtungen scheinen sich durch das am Donnerstag veröffentliche Bekennerschreiben zu bestätigen. Darin droht die Organisation auch mit Anschlägen auf Medienunternehmen, Journalisten und einen namentlich genannten früheren konservativen Minister. „Die Revolution ist unsere Pflicht, hier und jetzt“, heißt es in dem Schreiben. Die Finanzkrise müsse „zum Grab des Systems werden“.

Für Aufregung sorgt in griechischen Regierungskreisen unterdessen auch die Veröffentlichung eines geheimen Polizeipapiers, in dem prominente Wirtschaftsführer, Justizbeamte und Journalisten sowie Unternehmen als besonders gefährdete mögliche Ziele von Terroristen aufgelistet werden. Das Papier nennt namentlich 82 Personen und Firmen. Die oppositionsnahe Athener Zeitung „To Vima“ hatte die Liste am Mittwoch publiziert.

Ministerpräsident Kostas Karamanlis sei empört über die Veröffentlichung, hieß es gestern in griechischen Medien. Das Innenministerium hat eine Untersuchung eingeleitet, um zu klären, wie das Geheimpapier an die Öffentlichkeit kommen konnte. Vier Offiziere der Antiterror-Sondereinheit der Polizei wurden bereits vom Dienst suspendiert.

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