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Fall Litwinenko: Brown bleibt gegenüber Putin hart

Premierminister Gordon Brown besteht im Fall Litwinenko auf eine Auslieferung des tatverdächtigen Russen Andrej Lugowoi.

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Gordon Brown hat einen raren Einblick in sein Innerstes gegeben. „Es hat mich schon ein bisschen überrascht, was auf einen Premierminister so alles in kurzer Zeit zukommen kann“, sagte er bei seiner ersten Pressekonferenz als Regierungschef in der Downing Street Nummer zehn. „Terrorismus, Russland, Hochwasser – jeden Tag eine neue Herausforderung.“ Er habe kaum noch Zeit, Sport zu gucken, sagte der neue britische Premier. Das kleine Bekenntnis war gerade richtig, den manchmal bürokratisch steif wirkenden Labour-Politiker als Menschen rüberkommen zu lassen – aber gleichzeitig als Macher, der alles im Griff hat.

Zum Beispiel Russland: Während sein Außenminister David Miliband mit seinen europäischen Amtskollegen nach Lösungen der diplomatischen Krise sucht, bleibt Brown hart. „Wir können nicht einfach zusehen, wenn ein britischer Staatsbürger auf britischem Boden ermordet wird und andere Bürger gefährdet werden“, sagte Brown. Der russische Dissident Alexander Litwinenko, der in Großbritannien Asyl und einen britischen Pass bekommen hatte, war im vergangenen Jahr in London radioaktiv vergiftet worden. Die Londoner Staatsanwaltschaft fordert die Auslieferung des tatverdächtigen Russen Andrej Lugowoi. Doch Moskau weigert sich. Beide Seiten wiesen daraufhin Diplomaten aus. Es liege jetzt in der Verantwortung der russischen Regierung, den Fall aufklären zu helfen und den Verdächtigen auszuliefern, sagte Brown. Gefragt, ob er mit der Unterstützung durch Großbritanniens Partner in der EU zufrieden sei, sagte Brown: „Uns ist wichtig, dass Deutschland und Frankreich ihre Unterstützung signalisieren.“ Der Frage nach negativen Auswirkungen des Konflikts auf die britisch-russischen Wirtschaftsbeziehungen wich Brown aus. „Wir wollen mit Russland auf allen Ebenen kooperieren“, sagte er.

Aus Sorge um die Wirtschaftsbeziehungen hat die russisch-britische Handelskammer in Moskau einen offenen Brief an Präsident Wladimir Putin geschrieben. Beide Seiten, so heißt es dort, sollten den Dialog suchen. Russische Industrielle befürchten, die politische Krise könnte auch auf die Wirtschaftsbeziehungen durchschlagen. Die Aktien großer russischer Unternehmen werden vor allem an der Londoner Börse gehandelt. Darunter auch die von staatsnahen Unternehmen wie Gasprom oder dem Ölkonzern Rosneft. Die Aktien kennen, seit der bilaterale Schlagabtausch vergangene Woche seinen vorläufigen Höhepunkt erreichte, nur noch einen Trend: abwärts.

Gleich nach dem Übergang zur Marktwirtschaft drängte es russische Konzernchefs nach London. Vorreiter waren die Rohstoffexporteure, inzwischen unterhalten auch die Größen anderer Branchen Repräsentanzen an der Themse. Noch gebe es keinen Grund zu Panik, sagte Igor Jurgens, Aufsichtsratsvorsitzender bei der Bank Renaissance Capital und in Personalunion Nummer zwei des einflussreichen Unternehmerverbandes. Sein Chef, Alexander Schochin, dagegen meint, die Schwergewichte der russischen Wirtschaft könnten London den Rücken kehren und an die Börsen in Kontinentaleuropa abwandern.

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