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Mord oder Notwehr? Reyhaneh Jabbari, hier im Dezember 2008 vor Gericht, hat einen Mann erstochen – nach einem Vergewaltigungsversuch.

© AFP

Fall Reyhaneh Jabbari: Opfer-Familie will Hinrichtung junger Iranerin

Die 26-jährige Reyhaneh Jabbari soll hingerichtet werden, weil sie den iranischen Geheimdienstmitarbeiter Morteza Sarbandi erstach. Der soll versucht haben, sie zu vergewaltigen. Am Mittwoch lehnte die Familie des Verstorbenen nun eine Begnadigung Jabbaris ab.

Die Familie des iranischen Geheimdienstmitarbeiters Morteza Abdolali Sarbandi will die Hinrichtung von Reyhaneh Jabbari. Die heute 26-jährige hatte Sarbandi 2007 mit einem Messer verletzt, er starb. Jabbari hatte geltend gemacht, sie habe in Notwehr gehandelt, weil Sarbandi sie vergewaltigen wollte.

Erstes Treffen zwischen Opfer-Familie und Verurteilter

Ein Teheraner Gericht verurteilte sie aber 2009 trotz großer internationaler Proteste zum Tode durch Erhängen. Menschenrechtsorganisationen, EU-Vertreter und auch Anwälte in Iran bemängelten schwerwiegende Verfahrensfehler. Dennoch bestätigte der Oberste Gerichtshof 2014 das Urteil. Nach iranischem Recht kann nur die Familie des Verstorbenen Jabbari noch vor der Hinrichtung bewahren. Doch die lehnte am Mittwoch ab. Dies sagte der in Berlin lebende Onkel der Frau, Fariborz Jabbari, dem Tagesspiegel. Erstmals hatte es ein Treffen zwischen Jabbari selbst, ihrer Mutter und dem ältesten Sohn des Getöteten gegeben. Nach Angaben des Onkels der Verurteilten habe der Sohn die Vollmacht seiner Familie erhalten, Jabbari zu begnadigen oder den Weg für die Hinrichtung frei zu machen.

Jabbari hält an Vergewaltigungsvorwurf fest

Ein iranisches Gericht hatte zuvor die Hinrichtung aufgeschoben, damit die Familie des Getöteten konsultiert werden konnte. Bei dem Treffen habe der Sohn gefordert, dass Jabbari ihren Vorwurf der versuchten Vergewaltigung zurückzieht, berichtet der Onkel. Sie sei ein junges Mädchen gewesen und habe die Signale von Sarbandi nur falsch gedeutet. Offenbar lehnte Jabbari das mit der Begründung ab, sie werde lieber sterben, als ihre Ehre aufzugeben. Die Einzelheiten lassen sich unabhängig nicht bestätigen.

Die meisten Hinrichtungen nach China

Fest steht aber, dass die Familie des Getöteten die Hinrichtung von Jabbari nicht weiter aufschieben will. Damit kann das Urteil jederzeit vollstreckt werden. Shole Pakravan, die Mutter der Verurteilten, hofft nicht mehr auf Intervention aus dem Ausland, da der Fall nicht politisch sei. Der Iran richtet nach China pro Jahr die meisten Menschen hin. 2014 waren es bisher mindestens 536.

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