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Familienpolitik: Bischof Mixas Schwester im Geiste

Der umstrittene Augsburger Bischof Walter Mixa hat ausgerechnet in Lafontaines Ehefrau Christa Müller eine Geistesverwandte gefunden. Gemeinsam schimpfen sie über "feministische Experimente". Das irritiert nicht zuletzt die Linkspartei.

Von Matthias Meisner

Frauenpolitik macht der Augsburger Bischof Walter Mixa auf seine Art. Anfang des Jahres brachte er die christdemokratische Familienministerin Ursula von der Leyen mit dem Vorwurf gegen sich auf, ihre Politik für mehr Kindertagesstätten degradiere Frauen zu Gebärmaschinen. Später dann legte sich Grünen-Chefin Claudia Roth mit Mixa an, nannte ihn auf einem Parteitag der bayerischen Grünen einen "durchgeknallten, spalterischen Oberfundi", woraufhin wiederum der Öffentlichkeitsreferent des Bistums, Dirk Voß, die Aussage mit Nazi-Propaganda verglich, was er später revidierte. Wiederum später nannte Roth Mixa wegen seiner pointierten Kritik an Betreuungseinrichtungen in einem Atemzug mit dem kambodschanischen Diktator Pol Pot, was sie anschließend nicht als Vergleich verstanden wissen wollte. Wie auch immer: Mit Mixa kommen weder Leyen noch Roth auf einen Nenner. Es ist auch nicht so einfach, mit ihm auf einen Nenner zu kommen.

Deshalb ist es bemerkenswert, dass ihm ausgerechnet mit Christa Müller, der Ehefrau von Linksparteichef Oskar Lafontaine, eine Geistesverwandte heranwächst. Müller ist familienpolitische Sprecherin der Partei ihres Mannes im Saarland, gemeinsam haben sie den nun zehnjährigen Sohn Carl-Maurice. Mixas erwähnter Öffentlichkeitsarbeiter Voß wiederum ist auch Landeschef der Paneuropa-Union in Bayern, eines rechtskonservativen Verbandes, in dem sich CSU-Politiker und Vertriebene tummeln. An diesem Wochenende saßen in Augsburg unter dem Motto "Familien - Leistungsträger und Zukunft Europas" Mixa und Müller auf einem Kongress. "Mit langem Händedruck", so meldete die Katholische Nachrichten-Agentur, habe Mixa die Linkspolitikerin begrüßt. Die Paneuropa-Anhänger hätten sie "mit anhaltendem Applaus" gefeiert. Und beide redeten sich so in Rage, dass dem Anschein nach Mixa bereit gewesen wäre, jeden Satz von Müller zu unterschreiben. Und umgekehrt. Mixa schimpfte über jahrelange "feministische Experimente, Müller bescheinigte der großen Koalition, sich mit ihrer Familienpolitik "Radikalfeminismus und wirtschaftlichen Interessen" unterzuordnen. Weshalb es nun auch kaum jemand wirklich überrascht, dass Müllers neues Buch "Dein Kind will Dich!" im bistumseigenen Augsburger Sankt Ulrich Verlag erscheint, laut Verlagsankündigung ein "flammendes Plädoyer" für eine radikal andere Familienpolitik.

Irritiert zurück bleibt nur - die Linkspartei. Schon seit Monaten ärgern sie sich dort über Müllers "Rollenklischees aus der Mottenkiste". Im Sommer debattierte der Parteivorstand deshalb mal stundenlang. Lafontaine setzte den Beschluss durch, dass es nicht zum modernen linken Frauenbild gehöre, dass Politiker für ihre Partnerin in Haftung genommen und aufgefordert werden, deren Auffassungen öffentlich zurückzuweisen. Der familiäre Friede ist Lafontaine offenbar immer noch wichtiger als der Parteifriede. Deshalb kümmerte er sich auch persönlich darum, dass seine Frau auch dann noch familienpolitische Sprecherin der Saar-Linken blieb, als sie nicht mehr zum Landesvorstand gehörte. "Ich werde nur zur Kenntnis genommen, weil ich die Frau meines Mannes bin", hat sie jetzt in Augsburg kokett gesagt. Und Frauenpolitik auf Lafontaines Art gemacht.

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