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Familienpolitik: Von der Leyen fordert kostenfreies Vorschuljahr

Nach ihrem Vorstoß zur Kleinkinderbetreuung fordert Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen nun ein beitragsfreies Schulkindergartenjahr.

Berlin - Dies solle "möglichst verbindlich, aber nicht verpflichtend" sein, sagte eine Ministeriumssprecherin. Konservative Unions-Politiker übten erneut scharfe Kritik an von der Leyen. Unterstützung erhielt sie dagegen von Bundesbildungsministerin Annette Schavan und der Staatsministerin für Integration, Maria Böhmer (beide CDU).

Stoiber warnt vor Annäherung an SPD-Politik

Leyen argumentierte, es gebe Eltern, "die mit sich und ihrer Lebenssituation völlig überfordert" seien. Der Kindergarten helfe Problemgruppen nicht weiter, weil viele Kinder aus bildungsfernen Familien gar keinen Kindergarten besuchten. Die CDU-Politikerin plädierte zugleich für die Einführung eines verbindlichen Sprachtests für Vierjährige.

CSU-Chef Edmund Stoiber warnte von der Leyen vor einer zu starken Annäherung an SPD-Positionen. Die Union stehe nicht "für politische Zwangsbeglückung". Die CSU sei immer auch an der Seite jener Eltern, die ihre Kinder selbst erziehen wollten, betonte der bayerische Ministerpräsident. SPD-Chef Kurt Beck sagte, von der Leyen mache bereits sozialdemokratische Politik. Er nehme an, "dass sie morgen oder übermorgen zu mir kommt und sagt: Gib' mir euer Parteibuch, ich halte es in unserem Laden nicht mehr aus".

Rückendeckung von Schavan

Bundesbildungsministerin Schavan unterstützte dagegen ihre Kabinettskollegin. Die frühkindliche Bildung müsse man genauso ernst nehmen wie Ausbildung und Studium. Auch Staatsministerin Böhmer hält den Ausbau des letzten Kindergartenjahres zum beitragsfreien Vorschuljahr für notwendig. Der Kindergarten müsse zu einem "Ort der frühkindlichen Bildung" werden. Gerade Migrantenkinder hätten in der Schule wegen Sprachdefiziten von Anfang an kaum Chancen, dem Unterricht zu folgen, und blieben zurück, sagte Böhmer.

Zustimmung kam auch von der Linkspartei. Vorstandsmitglied Rosemarie Hein sagte, eine langfristige Vorbereitung auf die Grundschule sei ein erster Schritt für Chancengleichheit, da dies Unterschiede im Entwicklungsniveau ausgleichen könne.

Eine knappe Mehrheit der Deutschen hat sich unterdessen laut einer Forsa-Umfrage für das Magazin "Stern" für eine Kindergartenpflicht für Kinder ab drei Jahren ausgesprochen. 51 Prozent votierten dafür, 46 Prozent lehnten eine solche Verpflichtung ab. (tso/ddp)

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