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Politik: „Farc-Guerilla half Correa ins Amt“

Ecuadors Präsident weist Vorwürfe zurück

Von Michael Schmidt

Berlin - Correa contra Uribe contra Chavez: Im Norden Südamerikas lebt ein Streit wieder auf, der die Region im vergangenen Jahr schon einmal fast an den Rand eines Krieges gebracht hatte. Mit einem Video erneuerte die Staatsanwaltschaft in Bogota am Wochenende den Vorwurf, die kolumbianische Farc-Guerilla habe den heutigen Präsidenten des Nachbarlandes Ecuador, Rafael Correa, 2006 im Wahlkampf finanziell unterstützt.

In dem Video ist eine Versammlung von Farc-Kämpfern unter freiem Himmel zu sehen. Der Militärchef der linksgerichteten Guerilla Jorge Briceño verliest einen Brief des 2008 verstorbenen Anführers der Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens, Manuel Marulanda. Der äußert darin die Befürchtung, dem kolumbianischen Militär könnten Dokumente in die Hände gefallen sein, die den Farc und seinen „ausländischen Freunden“ schaden könnten – die Rede ist von Correa und Venezuelas Präsident Hugo Chávez. Die Dokumente, heißt es weiter, enthielten Geheimnisse, wie etwa die „Hilfe in Dollar für die Wahlkampagne von Correa und spätere Gespräche mit seinen Abgesandten, einschließlich einiger Vereinbarungen“.

Bei den von Briceño gemachten Angaben soll es sich um eine Aufzählung von Material und Unterlagen handeln, die der kolumbianischen Armee nach ihrem grenzüberschreitenden Angriff im März 2008 auf ein Lager der Farc in die Hände gefallen ist. Bei dem Militärschlag auf ecuadorianischem Hoheitsgebiet waren der Sprecher der Farc, Raúl Reyes, und 24 weitere Guerilleros getötet worden war. Der Vorfall hatte damals zu einem verbalen Schlagabtausch der beiden Regierungen und dem Abbruch der diplomatischen Beziehungen geführt, Venezuela und Ecuador ließen ihre Truppen an der Grenze zu Kolumbien aufmarschieren. Der Konflikt kühlte sich seither ab, die Spannungen aber blieben latent: Erst Ende Juni hatte ein ecuadorianischer Richter einen Haftbefehl gegen den früheren kolumbianischen Verteidigungsminister Juan Manuel Santos erlassen – wegen Mordes an den 25 Farc-Kämpfern. Santos war verantwortlich für den Angriff auf das Lager der Farc. Er gilt als aussichtsreicher Kandidat für die nächsten Präsidentschaftswahlen in Kolumbien.

Correa wies die neuen alten Vorwürfe am Wochenende umgehend zurück, dementierte jeglichen Kontakt zur Farc, sprach von einem „Großangriff der Rechten“, um seine Regierung zu destabilisieren – und ging in die Offensive. In seinem TV-Programm „Diálogo con el Presidente“ lud er seinen kolumbianischen Amtskollegen Álvaro Uribe ein, „sich gemeinsam vor unserer jeweiligen Bevölkerung an einen Lügendetektor anschließen und uns fragen zu lassen, ob wir irgendetwas mit den Farc, den Paramilitärs oder dem Drogenhandel zu tun haben.“

Am Mittwoch kündigte Hugo Chávez eine Revision der Beziehungen seines Landes zu Kolumbien an. Grund sei Uribes jüngster Militärpakt mit den USA. Die von Präsident Barack Obama angestrebte Nutzung von Militärstützpunkten in Kolumbien – als Ersatz für den Verlust des Stützpunktes Manta in Ecuador, für den Correa den auslaufenden Vertrag nicht verlängert hatte – bedeute, dass sich im Nachbarland „ständig“ US-Truppen befinden würden, sagte Chávez. Das sei eine Bedrohung für Venezuela.

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