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Politik: Fast 400 Tote auf den Inseln bei religiös motivierten Unruhen

Die bislang blutigste Welle der Gewalt zwischen Christen und Moslems auf den ost-indonesischen Molukken-Inseln hat sich erneut ausgeweitet und bis zum Donnerstag fast 400 Todesopfer gefordert. Nach Angaben eines Militärsprechers kamen alleine auf der nördlichen Insel Halmahera rund um die Stadt Tobelo seit Dienstag 295 Menschen ums Leben.

Die bislang blutigste Welle der Gewalt zwischen Christen und Moslems auf den ost-indonesischen Molukken-Inseln hat sich erneut ausgeweitet und bis zum Donnerstag fast 400 Todesopfer gefordert. Nach Angaben eines Militärsprechers kamen alleine auf der nördlichen Insel Halmahera rund um die Stadt Tobelo seit Dienstag 295 Menschen ums Leben. 127 Bewohner seien bei den religiös motivierten Unruhen zudem schwer, Dutzende andere leicht verletzt worden. Die mehr als 2000 auf der Inselgruppe stationierten indonesischen Soldaten warteten am Donnerstag auf weitere Verstärkung.

Zu den neuen Ausschreitungen auf Halmahera war es nach Medienberichten gekommen, nachdem einige 100 Christen ein moslemisches Dorf überfallen hatten. Dabei wurden Militärangaben zufolge auch mehr als 300 Häuser und Geschäfte niedergebrannt oder beschädigt. Die Krawalle seien am Donnerstag zwar leicht abgeflaut, die Lage sei allerdings weiterhin gespannt.

Aus vielen Gebäuden stiegen noch immer Rauchsäulen auf, Explosionen seien aber nicht mehr zu hören. Etwa 12 000 Einwohner seien vor der Gewalt in die Kasernen der Armee oder auf sichere Nachbarinseln geflohen. Auf der Insel Ternate wurden bis zum Donnerstag sieben Tote gezählt.

Die Armee hatte am Mittwoch auf den Molukken die Polizeigewalt übernommen, um damit die Ausschreitungen einzudämmen. In der Molukken-Hauptstadt Ambon, wo seit Ausbruch der Unruhen am Sonntag bislang 65 Menschen ums Leben kamen, sei es am Donnerstag relativ ruhig gewesen, teilte ein örtlicher Militärsprecher mit. Noch seien allerdings die meisten Läden und Ämter geschlossen. "Die Lage hat sich etwas gebessert. Von Alltag kann aber noch keine Rede sein", sagte er. Die Armee wolle nun bei Razzien Waffen der rivalisierenden Gruppen sicherstellen, um weiteres Blutvergießen zu unterbinden.

Die Unruhen waren erneut ausgebrochen, nachdem am Wochenende in Ambon ein von einem Christen gesteuerter Wagen einen moslemischen Jungen angefahren hatte. Bei den Unruhen gingen neben Hunderten von Wohnhäusern und Läden auch eine Moschee und die protestantische Silo- Kirche in Ambon in Flammen auf. Die Ausschreitungen waren am Sonntag von Ambon und der Nachbarinsel Buru ausgegangen, wo bis zum Montag mindestens 22 Menschen getötet worden waren. Auf der Insel Seram wurden am Dienstag Wohnhäuser und Geschäfte angezündet.

Erstmals waren die Ausschreitungenim Januar diesen Jahres aufgeflammt. Seither gab es auf Ambon und den anderen Unruheherden der Molukken nach Medienberichten mehr als 1000 Tote und fast 2000 Verletzte. Zehntausende von Bewohnern sind bereits in sichere Provinzen des größten moslemischen Landes der Erde geflüchtet.

Die Gesellschaft für bedrohte Völker forderte unterdessen die Entsendung von UN-Menschenrechtsbeobachtern auf die indonesischen Molukken. Die internationale Gemeinschaft dürfe dem Morden nicht länger tatenlos zusehen, erklärte die Gesellschaft am Donnerstag in Göttingen. Sie appellierte an UN-Generalsekretär Kofi Annan, eine Dringlichkeitssitzung des Weltsicherheitsrats einzuberufen. Die indonesische Armee sei offenbar "weder willens noch in der Lage", die öffentliche Ordnung wiederherzustellen, so die Gesellschaft weiter.

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