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Politik: Fatah-Bewegung gespalten

Intifada-Anführer gründet eigene Wahlliste

Tel Aviv - Marwan Barghuti, der populärste palästinensische Politiker, tritt bei den kommenden Parlamentswahlen an der Spitze einer neuen Liste gegen die regierende Fatah an. 21 Parteilisten mit 400 Kandidaten treten zu den am 25. Januar stattfindenden Wahlen für das Autonomieparlament an. Der ehemalige Intifada-Anführer Marwan Barghuti, seit Frühjahr 2003 in israelischer Haft und zu fünf Mal lebenslänglich verurteilt, steht an der Spitze von gleich zwei Listen. Die offizielle Fatah-Liste Al Watan schmückt sich mit dem Namen ihres ehemaligen Generalsekretärs im Westjordanland – zu Unrecht. Denn Barghutis Frau Fadwa reichte am Mittwoch kurz vor Mitternacht die Liste Al Mustakbal (Zukunft) beim Wahlausschuss ein. Die regierende Fatah ist damit offiziell gespalten. Doch das könnte ihr sogar nutzen. Zusammen dürften die beiden Listen mehr Mandate erringen als eine Fatah-Landesliste.

Der „unblutige Putsch“ der Jungen gegen die alte Fatah-Führung wurde unfreiwillig durch den von den Alten unter Druck gesetzten Palästinenserpräsidenten Mahmud Abbas ausgelöst. Abbas an der Spitze einer 35-köpfigen Kommission stellte eine Kandidatenliste zusammen, die – entgegen den Vorwahlergebnissen – fast ausschließlich aus als korrupt und unfähig verschrienen, mit Arafat aus dem Exil zurückgekehrten „alten Kämpfern“ bestand, mit Ministerpräsident Ahmed Kurei an der Spitze. Die Anführer der ersten Intifada, des palästinensischen Aufstands seit 1987, forderten den Spitzenplatz für den einsamen Vorwahlsieger Barghuti und mehr Plätze für ihre Leute.

Mittwochnacht erhielt Barghuti vom israelischen Ministerpräsidenten Ariel Scharon die Erlaubnis, aus seiner Zelle mit Abbas zu telefonieren. Das Gespräch endete erfolglos: Abbas bot Barghuti zwar den Spitzenplatz an, doch die übrigen Forderungen lehnte er ab. Daraufhin gab Barghuti seiner Frau grünes Licht für die „Zukunft“. Vor allem in den Städten könnten die enttäuschten Fatah-Anhänger in Massen zu ihr überlaufen.

Die radikalislamistische Hamas, die erstmals an Parlamentswahlen teilnimmt und nach Umfragen als zweitstärkste Kraft daraus hervorgehen wird, reichte eine „Liste für Wandel und Reform“ ein. Sie ist von den Pragmatikern geprägt. So befinden sich unter den 62 Kandidaten zehn Frauen. Spitzenkandidat ist Ismail Hanieh, Anführer des moderateren Flügels. Der erste militante Radikale steht auf Platz neun.

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