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Politik: Fatah-Chef Barghuti soll aus Haft freikommen

Rundfunk kündigt Entlassung für Donnerstag an / US-Außenminister Powell wird zu Gesprächen in Israel erwartet

Tel Aviv. Der Chef der Fatah-Organisation für das Westjordanland, Marwan Barghuti, soll einem palästinensischen Radiobericht zufolge in den kommenden Tagen aus israelischer Haft freikommen. Palästinenserpräsident Jassir Arafat setze sich persönlich dafür ein, dass Barghuti bis Donnerstag freigelassen werde, berichtete der palästinensische Rundfunk am Dienstag, ohne weitere Einzelheiten zu nennen. Der 43-jährige Chef von Arafats Fatah-Organisation im Westjordanland war im April vergangenen Jahres in Ramallah festgenommen worden. Er steht wegen Mordes und Terrorismus unter Anklage und war im September 2002 erstmals in Tel Aviv vor Gericht erschienen.

Der israelische Rundfunk meldete am Dienstag, der palästinensische Sicherheitschef Mohammed Dachlan habe im Rahmen der Verhandlungen über eine Waffenruhe mit der radikal-islamischen Hamas-Bewegung die Freilassung Barghutis sowie weiterer Häftlinge gefordert. Israel habe dies jedoch abgelehnt.

Nach israelischen Medienberichten sind der Kanzleichef von Ministerpräsident Scharon, Dov Weisglass, und der Chef des Schabak-Geheimdienstes, Avi Dichter, nach Washington gereist. Sie haben der amerikanischen Regierung mitgeteilt, dass Israel sich verpflichte, die Liquidierungen von hochgestellten Hamas-Aktivisten einzustellen und nur im Falle so genannter „tickender Zeitbomben", also wenn ein Terrorist unmittelbar vor Verübung seiner Tat steht, aktiv zu werden.

Damit entspricht Israel den Hamas-Forderungen. Andererseits will die Delegation in Washington auch klar machen, dass eine zeitlich begrenzte Feuerpause gefährlich sei, weil sie von palästinensischen Terroristen dazu missbraucht werden könnte, ihre teilweise zerstörte Infrastruktur wiederherzustellen und neue Anschläge gegen israelische Ziele zu planen.

Die Verhandlungen über eine Waffenruhe zwischen palästinensischen Extremisten und der israelischen Armee waren am Montagabend zunächst ohne Ergebnisse zu Ende gegangen. Nach stundenlangen Verhandlungen reisten ägyptische Vermittler aus Gaza ab. Es wird jedoch erwartet, dass die Gespräche in den kommenden Tagen in Kairo oder Gaza fortgesetzt werden.

Die Hamas-Bewegung hat die Gespräche mit der ägyptischen Vermittlungsdelegation offenbar nicht scheitern lassen, sondern sich grundsätzlich zu einer halbjährigen Feuerpause bereit erklärt. Ihre Repräsentanten hätten sich aber eine Frist von vier Tagen ausbedungen, bis der Beschluss formell gefasst werden könne, teilte die Organisation mit.

US-Außenminister Colin Powell wird am Freitag zu Gesprächen über den internationalen Nahost-Friedensplan in Israel erwartet. Geplant sei ein Treffen mit Ministerpräsident Ariel Scharon, sagte Powells israelischer Kollege Silvan Schalom im Rundfunk. Er bezeichnete den Besuch als sehr wichtig und erklärte, er werde auch mit Powell zusammentreffen.

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