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Politik: FBI ermittelt nach Anschlag in Stockholm

US-Experten analysieren Sprengstoff / Schwedische Sicherheitspolizei vermutet 200 Islamisten im Land

Stockholm - Experten der US-Bundespolizei FBI haben am Dienstag ihre Untersuchungen zum Selbstmordanschlag von Stockholm aufgenommen. Die sieben US-Fachleute begannen mit der Analyse des Sprengstoffs, den der islamistische Attentäter am Samstag bei sich hatte, als er sich in die Luft sprengte.

Taimur Abdulwahab al Abadali, ein 28-jähriger Schwede irakischer Abstammung, trug neben sechs umgeschnallten Rohrbomben auch einen mit Sprengstoff sowie Reißnägeln gefüllten Rucksack und einen Druckbehälter mit unbekanntem Inhalt. Von den sechs Rohrbomben detonierte eine, die der Attentäter wahrscheinlich irrtümlich zu früh auslöste.

Die schwedische Sicherheitspolizei Säpo schätzt die Zahl radikaler Islamisten in Schweden auf 200. Das gehe aus einer noch unveröffentlichten Analyse der Säpo hervor, berichtete die Zeitung „Aftonbladet“. Davon gehörten 70 bis 80 Prozent zu „gewaltbereiten Netzwerken“, während alle anderen Einzelgänger seien. Der Selbstmordattentäter war den Behörden bis zu seinem Anschlag völlig unbekannt. Er hatte nach Überzeugung der Ermittler Mithelfer bei der Vorbereitung, führte die Tat aber allein aus.

Im kleinen schwedischen Heimatort des Attentäters ist man überrascht vom Wandel des jungen Mannes, den hier jeder als jemanden kennt, der Mädchen traf, Alkohol trank, kein Interesse an Religion zu haben schien – und nun als islamischer Fanatiker durch selbst gebaute Bomben ums Leben kam.

Am Montag war bekannt geworden, dass er rund zehn Jahre in England gelebt hatte. Er soll sich in der Stadt Luton islamistischen Gruppen angeschlossen haben. Nach Ansicht von US-Diplomaten hat Großbritannien zu wenig für eine gute Zusammenarbeit mit der muslimischen Gemeinschaft im Land getan. Das geht aus geheimen Botschafter-Dokumenten hervor, aus denen die britische Zeitung „The Guardian“ am Dienstag unter Berufung auf die Enthüllungsplattform Wikileaks zitierte. Die britische Regierung habe nach den Terroranschlägen in London am 7. Juli 2005 zwar reichlich „Zeit und Ressourcen“ investiert, um radikale Muslime auszusondern. Sie habe allerdings „wenig Fortschritt“ bei der Einbindung der muslimischen Gemeinschaft gemacht, heißt es der Zeitung zufolge in dem Dokument vom Sommer 2006. anw/dpa

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