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Politik: FDP: Möllemann beharrt auf Kanzlerkandidaten

Die FDP kommt auch nach der Entscheidung im Führungsstreit nicht zur Ruhe. In der Partei wurde zwar allseits begrüßt, dass Generalsekretär Guido Westerwelle im Mai Parteichef Wolfgang Gerhardt ablösen soll.

Von Robert Birnbaum

Die FDP kommt auch nach der Entscheidung im Führungsstreit nicht zur Ruhe. In der Partei wurde zwar allseits begrüßt, dass Generalsekretär Guido Westerwelle im Mai Parteichef Wolfgang Gerhardt ablösen soll. Der nordrhein-westfälische Landeschef Jürgen Möllemann beharrte am Freitag aber auf einer erweiterten Führungsspitze und der Nominierung eines FDP-"Kanzlerkandidaten". Wenn man 18 Prozent der Wählerstimmen gewinnen wolle, brauche es "mehr als zwei Köpfe, die man vorzeigen kann", sagte Möllemann beim Landesparteitag der baden-württembergischen FDP in Stuttgart.

Er wandte sich auch indirekt dagegen, dass der künftige Parteichef Westerwelle 2002 zugleich als Spitzenkandidat auftritt. Der Parteichef müsse in erster Linie nach innen integrieren. Möllemann warb für eine Wählerbefragung vor der Entscheidung für den Kanzlerkandidaten.

Gerhardt und Westerwelle hatten am Vortag eine Art Anti-Möllemann-Pakt geschlossen. Gerhardt hatte seinen Rückzug damit verknüpft, dass künftig er als Fraktions- und Westerwelle als Parteichef die FDP im "Tandem" führen und es keinen dritten herausgehobenen Führungsposten geben soll. Möllemanns Ruf nach dem "Kanzlerkandidaten" stieß bei anderen führenden Freidemokraten auf Reserve. Die stellvertretenden Parteivorsitzenden Rainer Brüderle aus Rheinland-Pfalz und Walter Döring aus Baden-Württemberg äußerten sich reserviert. Er tue sich damit "freundlich gesprochen, außerordentlich schwer", sagte Döring. Wenn die FDP ein paar Wahlen zweistellig gewonnen habe, könne man neu darüber nachdenken. Das "Projekt 18" finde unabhängig davon seine Unterstützung. Möllemann hatte vorher erklärt, die Nominierung eines "Kanzlerkandidaten" sei von den übrigen Teilen seiner Wahlkampfstrategie nicht zu trennen. Er bekräftigte die Absicht, das Konzept beim Bundesparteitag im Mai zur Abstimmung zu stellen. Die Entscheidung liege bei den Delegierten.

Massiv griff der frühere Parteichef Klaus Kinkel Möllemann an. Kinkel sprach in Stuttgart von "starken Anzeichen einer Treibjagd" gegen Gerhardt und forderte unter starkem Beifall der Delegierten: "Herr Möllemann, geben Sie jetzt Ruhe!" Die Partei bestehe nicht nur aus einem einzigen Tausendsassa und ansonsten aus "Schnarch- und Schlafnasen". Kinkel hatte am Vortag bis zuletzt versucht, Wolfgang Gerhardt vom Verzicht auf den Parteivorsitz abzubringen.

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