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Fehlerdebatte: Briten ziehen aus dem Irak ab

Mit erhobenem Haupt, aber dem stillen Eingeständnis von Fehlern haben die Briten ihren Kampfeinsatz im Irak beendet. US-Präsident Obama äußerte sich unterdessen besorgt über die wieder zunehmende Gewalt im Irak, wo am Freitag in Bagdad drei US-Soldaten getötet wurden.

In Basra holten die Briten in einer Militärzeremonie einen Monat früher als geplant die Fahne ein und gedachten der 179 in sechs Kriegsjahren gefallenen Soldaten.

Premier Gordon Brown wurde kritisiert, weil er bei der Zeremonie am Donnerstag nicht teilnahm. Er unterzeichnete währenddessen in London ein Partnerschaftsabkommen mit dem irakischen Präsidenten Nuri al-Maliki. Beide nahmen an einer Investitionskonferenz teil. „Irak ist offen fürs Geschäft“, sagte Brown.

In Basra war man eher nachdenklich. „Wir verlassen Basra in einem besseren Zustand, als wir es 2003 vorgefunden haben“, sagte Brigadegeneral Tom Beckett bei der Übergabe an die Amerikaner. Doch die Tatsache, dass das Kommando an die US-Truppen und nicht an die Irakis übergeben wurde, zeigt, wie ungewiss die Sicherheitslage bleibt. Die Briten hatten sich 2007 nach militärischen Rückschlägen aus Basra zurückgezogen und am Flughafen verschanzt. Zu dem Rückschlag trug Kritikern zufolge auch eine zu rasche Reduzierung der Truppen bei. Brown löste Spannungen mit Präsident Bush und der US-Armeeführung aus, als er den völligen Abzug der Briten versprach.

In London hat nun der Streit um die politische Aufarbeitung des Kriegsabenteuers begonnen. „Operationen von dieser Komplexität entwickeln sich nicht immer so, wie man denkt“, sagte der Generalkommandeur der Britischen Streitkräfte, General Sir Richard Dannatt. Es sei deshalb kritisch, dass Armee und Politiker aus den Erfahrungen lernten.

Oppositionsführer David Cameron forderte die Einsetzung einer Kommission zur Untersuchung des Krieges. Der Krieg kostete die Briten 6,4 Milliarden Pfund. Dazu kommen bisher 744 Millionen Pfund für Wiederaufbaumaßnahmen. Zusammensetzung und Auftrag der Kommission müssen ausgehandelt werden, doch die Themen sind klar: Die Legitimität des Krieges, der schlechte Ausrüstungsstand der britischen Truppen, die ungenügende Planung des Wiederaufbaus und die Folgen für Großbritanniens Diplomatie.

„Die Tatsache, dass wir den Krieg ohne volle internationale Unterstützung führten, hat unser globales Image beeinträchtigt“, gab der ehemalige Irak-Sonderbotschafter Sir Jeremy Greenstock zu. Beobachter glauben, dass Briten in Zukunft viel schwerer von der moralischen Legitimität eines Kriegseinsatzes überzeugt werden können. „Es war ein Fehler von enormem Ausmaß und ist das Erbe von Tony Blairs Zeit in der Downing Street“, so der frühere Chef der Liberaldemokraten, Menzies Campbell.

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