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Politik: Festgefahren

Die Mannschaft der auf Grund gelaufenen „Grömitz“ wartet an Bord des Bootes auf die Bergung

Berlin - Es war Mittwoch kurz vor vier, als auf der „Grömitz“ plötzlich gar nichts mehr ging: Das Minenjagdboot der Deutschen Marine war bei dichtem Schneetreiben in voller Fahrt vor der norwegischen Küste auf einen Felsen aufgelaufen. Zu Schaden kam bei der Havarie nahe der Stadt Bergen offenbar niemand: Die 42-köpfige Mannschaft befindet sich nach wie vor an Bord und „sichert das Schiff“, wie es beim Flottenkommando in Glücksburg heißt. „Wir brauchen das Personal, um das Boot schwimmfähig zu halten“, sagte Flottenkommando-Sprecher Udo Sparwel dem Tagesspiegel. „So kann die Mannschaft auf jede mögliche Situation reagieren, wenn das Schiff freikommt.“ Doch gerade die Bergung gestaltet sich als schwierig: Zwei Rettungsversuche, scheiterten weil die Zugkraft des zu Hilfe geeilten norwegischen Schleppers nicht ausreichte und das Abschleppseil riss. Nun haben die Deutschen ein norwegisches Bergungsunternehmen auf die „Grömitz“ angesetzt.

Das Schiff ist eine von sechs Einheiten im sogenannten ständigen Minenabwehrverband der Nato, der seit Anfang des Jahres vor Norwegens Küste trainiert. Die Gegend gilt wegen ihrer zerklüfteten Felsen als schwieriges Einsatzgebiet. „Da fährt keiner gerne“, hieß es aus Marinekreisen. Warum das hochtechnisierte Minenjagdboot am Mittwoch trotz GPS und Radar auf Grund lief, ist nach wie vor unklar. Möglicherweise sei das Radar wegen des dichten Schneefalls so eingestellt gewesen, dass das Hindernis im Wasser nicht mehr zu erkennen gewesen sei. Das Radar könne so justiert werden, dass der Schneefall „ausgeblendet“ werde. Der mit der „Grömitz“ kollidierte Felsen habe zum Zeitpunkt des Unglücks schätzungsweise 40 bis 50 Zentimeter aus dem Wasser geragt. Wo sich der Kommandant des Schiffs, ein erfahrener Kapitänleutnant, zum Zeitpunkt der Kollision befand, sei derzeit Gegenstand eines „Havarie-Verfahrens“, so Flottenkommando-Sprecher Sparwel. Ein mehrköpfiges Team des Marineamtes in Rostock sei derzeit auf dem Weg nach Norwegen, um die Hintergründe des Zwischenfalls zu klären und „den Kommandanten beratend zu unterstützen“. Sollten die Untersuchungen das schuldhafte Verhalten Einzelner beweisen, seien disziplinarische Konsequenzen nicht ausgeschlossen. Welche Schäden die „Grömitz“ durch die Kollision davongetragen habe, könne man derzeit noch nicht abschließend sagen, sagte Sparwel. „Es sieht nach einem Blechschaden aus.“ Der Motor des Schiffes sei durch den Unfall nicht in Mitleidenschaft gezogen worden. Die „Grömitz“ könne voraussichtlich aus eigener Kraft einen Hafen ansteuern, um instand gesetzt zu werden.

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