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Trauer. Eine Frau legt an einem Eingang zur Minsker U-Bahn Blumen nieder. Foto: rtr

© REUTERS

Politik: Festnahmen in Minsk

Das Motiv der Attentäter bleibt aber zunächst rätselhaft

Stoppelbart, wache Augen und eine eng anliegende Wollmütze, so könnte einer der jungen Terroristen ausgesehen haben, die am Montagabend in der weißrussischen Hauptstadt Minsk eine U-Bahn in die Luft sprengten. Das weißrussische Innenministerium veröffentlichte am Dienstag zwei Phantomzeichnungen der möglichen Attentäter. Sie basieren auf Beobachtungen von Augenzeugen des brutalen Anschlags in der einzigen Umsteigestation der Minsker Metro, bei dem mindestens zwölf Menschen starben.

Doch was Hintergründe und Motive anbelangt, tappt die weißrussische Polizei immer noch im Dunkeln. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft in Minsk wurden allerdings bereits mehrere Männer festgenommen, die etwas mit dem Anschlag zu tun haben könnten. Einen Selbstmordanschlag schließt die Staatsanwaltschaft aus – und ebenso die Möglichkeit, dass eine Frau hinter dem Attentat stecken könnte.

Nach der Explosion am Montagabend unweit des Amtssitzes des autoritär regierenden Staatspräsidenten Aleksander Lukaschenko herrschte an den U-Bahn-Stationen „Oktoberplatz“ und „Kupalowskaja“ das blanke Chaos. Blutüberströmte Passagiere flüchteten aus den U-Bahn-Schächten, die Sirenen der Ambulanzen heulten, zivile und uniformierte Helfer trugen reglose Körper auf blutigen Bahren ins Freie. Nur langsam gaben die offiziellen Stellen das Ausmaß des Unglücks zu. Die Zahl der Verletzten kletterte von anfangs rund 20 bis zum Abend auf über hundert. Erst kurz vor Mitternacht übernahm der normalerweise allgegenwärtige Lukaschenko den Stab und berief eine sofortige Notsitzung der Regierung ein. „Ich habe euch gewarnt, dass sie uns nicht in Ruhe leben lassen“, heizte er den Vertretern seiner Sicherheitskräfte, seines Geheimdienstes KGB und dem Verteidigungsminister ein. Die Attentäter könnten von außen kommen, warnte der Staatschef und ordnete strenge Sicherheitsvorkehrungen sowie eine Überprüfung sämtlicher Waffenlager und Sprengstoffdepots im Lande an.

Nach ersten Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft stammte die Bombe, die bis zu sieben Kilogramm des Sprengstoffs Trotyl enthielt, eher aus einer Heimwerkstatt. Sie entfaltete eine tödliche Wirkung, weil sie mit Nägeln und Metallkugeln gefüllt war. Innenminister Kuleschow erklärte, die Art der Bombe erinnere an den Anschlag auf ein Pop-Festival im Sommer 2008. Damals waren bei einem geheimnisvollen Anschlag am Rande eines von Lukaschenko besuchten Konzertes etwa 50 Zuschauer verletzt worden. Die Hintergründe wurden nie aufgeklärt.

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