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Festnahmen nach Droh-Video: „Keine direkte Gefahr für Österreich“

Die österreichischen Behörden haben nach monatelangen Untersuchungen zwei Männer und eine Frau mit Al-Qaida-Hintergrund festgenommen. Wie ernsthaft ist das Bedrohungspotenzial?

Das Video war Anfang März auf einer einschlägigen Internetseite aufgetaucht. Eine „Stimme des Kalifats“ hatte Terrordrohungen gegen Deutschland und Österreich ausgesprochen. Auffällig dabei war, dass der Absender der Drohung eine profunde Sach- und Fachkenntnis der österreichischen Innenpolitik zeigte und etwa erklärte, Österreich solle die Gelder, die für die Truppenpräsenz in Afghanistan notwendig wären, lieber dafür benützen, die Studiengebühren in Österreich abzuschaffen. Dieses für einen afghanischen Terroristen eher ungewöhnliche Detailwissen – und auch die Tatsache, dass Österreich mit seinen vier Soldaten in Afghanistan nicht zu den Hauptspielern im Antiterrorkampf am Hindukusch gehört – machte die Behörden stutzig. Sechs Monate wurde ermittelt, am Mittwoch klickten in Wien die Handschellen. Zwei Männer und eine Frau wurden festgenommen.

Die zwei 26-jährigen Männer und die 21-jährige Frau sind österreichische Staatsbürger und Muslime, Immigranten der zweiten Generation. Die drei gaben an, Kontakte zum Al-Qaida-Netzwerk gehabt zu haben, aber ob die drei tatsächlich vorhatten oder auch nur in der Lage gewesen wären, Terroranschläge auszuüben, ist vorerst unklar. Laut Polizei waren bei den Verdächtigen zwar Hausdurchsuchungen durchgeführt worden, ein ernsthaftes Bedrohungspotenzial sei dabei aber nicht erkannt worden. Österreichs Innenminister Günther Platter erklärte deswegen, dass von den dreien „keine direkte Gefahr für Österreich ausgegangen wäre“.

Offensichtlich wird durch diese Aktion aber einmal mehr die Faszination, die Al Qaida auf Teile der muslimischen Jugend in Westeuropa ausübt – und auf welch dubiose Weise dabei Nachahmungstäter entstehen. Die Festgenommenen hatten neben ihren Drohungen gegen die Regierungen Deutschlands und Österreichs vor allem auch eines im Auge: Sie wollten mögliche Komplizen, vor allem unter Jugendlichen gewinnen. Das Video, das am 6. März auf der Seite der „Globalen Islamischen Medienfront“ auftauchte, hatte einen klaren Österreich-Bezug. So wurden auch Bilder von Schifahrern und Touristenhotels gezeigt. Eine klare Botschaft, dass die Ersteller wohl kaum in Afghanistan zu suchen wären. Und zumindest eine Gruppe hat diesen Wink verstanden – die Beamten der österreichischen Anti-Terroreinheiten.

Markus Huber

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