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Politik: Festung Südstaaten Er eiert herum

Bush stellt sich den Vorwürfen zum Irak-Krieg im US-Fernsehen

Die amerikanischen Südstaaten dürften für John Kerry am schwersten zu erobern sein. Zunächst muss sich der Senator aus dem Nordstaat Massachusetts in den eigenen Reihen durchsetzen. Mittlerweile hat er bei den Demokraten so viel Unterstützung gewonnen, dass er selbst Südstaatler wie Wesley Clark und John Edwards nicht mehr fürchten muss. Doch wenn Kerry mit einem überragenden Sieg im Süden zeigt, dass er auch in diesem konservativ geprägten Landesteil ankommt, vergrößert das seine Aussichten auf einen Sieg gegen Präsident George Bush.

Noch kann der Texaner die Südstaaten jedoch als seinen Vorgarten betrachten: In Staaten wie Idaho oder Utah kommt Bushs Partei traditionell auf bis zu 65 Prozent der Stimmen, und auch in den anderen Staaten im Süden dominieren die Republikaner. Das war nicht immer so: Früher war der Süden Hochburg der Demokraten, hatten sich doch die Republikaner einst für den Bürgerkrieg gegen die Sklavenhalterstaaten stark gemacht. Doch seit Ronald Reagan in den Achtzigerjahren den Süden einnahm, wählt man hier Republikaner. avi

Er eiert herum. „Hatte Saddam Hussein Massenvernichtungswaffen?“ „Alle Welt hat das geglaubt.“ „Haben Sie das sicher gewusst?“ „Es gibt auf diesem Felde keine absolute Sicherheit.“ „Aber Sie haben deswegen einen Krieg begonnen?“ Die Welt ist sicherer und besser, seitdem Hussein nicht mehr an der Macht ist.“ Am Sonntag beantwortete US-Präsident George W. Bush ganz brav eine Stunde lang in der NBC-Sendung „Meet the Press“ alle Fragen. Das war mutig. Moderator Tim Russert trägt keine Samthandschuhe. Doch viel genützt dürfte Bush sein Auftritt trotzdem nicht haben. Er wirkte defensiv, zum heiklen Thema der irakischen Massenvernichtungswaffen klang er wie eine Langspielplatte mit Kratzern.

Vieles wird ihm derzeit um die Ohren gehauen, seine Umfragewerte sinken. Selbst der bereits im letzten Wahlkampf erhobene Drückebergervorwurf erlebt eine Neuauflage. John Kerry, der wahrscheinliche Herausforderer von Bush, ist ein hoch dekorierter Vietnam-Veteran. Und Bush? Hat sich daheim zur Nationalgarde gemeldet. Allerdings soll es Fehlzeiten geben. Bush bestreitet das, entkräften kann er die Vorwürfe nicht.

Wenn Einsicht der erste Weg zur Besserung ist, ist offenbar kein Kurswechsel der US-Regierungspolitik zu erwarten. Dass Bush die Amerikaner gespalten und die Verbündeten verbittert hat, bekümmert ihn nicht. Er reißt sogar Witze darüber. „Der spanische Ministerpräsident hat mir gesagt, ich sei in Europa inzwischen so unbeliebt, wie Ronald Reagan es war“, erzählt Bush dem TV-Publikum, „na, da bin ich ja in ziemlich guter Gesellschaft.“ Er wisse einfach nicht, was die Menschen so gegen ihn aufbringe. „Aber ich sage Ihnen trotzdem eines: Ich werde mich nicht ändern, verstehen Sie?“

Kein Zweifel. „Ich bin ein Kriegspräsident“, sagt Bush. Ob er jetzt nicht wenigstens gewillt sei, den Vereinten Nationen eine zentrale Rolle beim Wiederaufbau des Irak zukommen zu lassen, fragt Russert. Darauf Bush, ganz spontan: „Beim Ausgeben unseres Geldes, nein. Doch sei es „sehr hilfreich, den Stempel der internationalen Gemeinschaft auf dem politischen Prozess zu haben.“ Fazit des Interviews: Verschlechtert hat Bush sein Image nicht.

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