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Politik: Feuerprobe für die Blauhelme

Die UN führen wieder den Friedenseinsatz im Kongo – und wollen nun die gesamte Region sichern

Als Starthilfe für den Friedenseinsatz der Vereinten Nationen (UN) im Kongo waren europäische Verbände, in erster Linie Franzosen, Anfang Juni in die von Massakern erschütterte Stadt Bunia eingezogen. Am Montag übernahmen die UN wieder die militärische Verantwortung für die Stadt im Osten der Republik, und William Swing, der Chef der UN-Mission kündigte ein ehrgeiziges Programm an: „Unsere Rolle ist es nicht nur, das Erworbene zu sichern. Wir wollen die Sicherheit auf den gesamten Distrikt Ituri ausdehnen.“ Innerhalb von 15 Tagen werde man sich außerhalb von Bunia engagieren. Ein französisches Kontingent von 500 Soldaten soll noch gut zwei Wochen als „schnelle Eingreiftruppe“ in der Stadt bleiben.

Während die Europäer nur 1000 Soldaten in Bunia stationiert hatten, soll die UN-Truppe – genannt Brigade Ituri – letztendlich 5000 Mann zählen. Zurzeit befinden sich schon 2400 Blauhelme aus Uruguay, Bangladesh, Indien, Pakistan und Indonesien in Bunia. Vergangene Woche hatte der Weltsicherheitsrat ihr Mandat verstärkt und ihnen den Einsatz der Waffen gestattet. Den UN war vorgeworfen worden, das Risiko in der Provinz Ituri unterschätzt zu haben. Nach dem Abzug von ugandischen Besatzungstruppen war es hier zu Kämpfen zwischen den Milizen der Ethnien der Hema und der Lendu gekommen. Allein im Mai starben bei Massakern in Bunia 350 Menschen. Zwei UN-Beobachter wurden auf einer Erkundungsfahrt in den Norden von Ituri von Unbekannten ermordet.

Die Europäer hatten mit ihrer Mission unter französischem Kommando relativ schnell Erfolg. Zunächst sicherten sie den Flughafen und weiteten ihr Einsatzgebiet dann auf die gesamte Stadt aus. Nach einem Ultimatum zur Waffenabgabe zogen sich Freischärler und Kindersoldaten aus der Stadt zurück, das zivile Leben normalisierte sich. Deutschland unterstützte die EU-Truppe, indem die Luftwaffe viermal pro Woche Material aus Frankreich über Mombasa nach Entebbe flog.

Experten befürchten, dass die Aufgabe für die UN-Truppe schwerer wird als für die europäischen Soldaten, denn die Bevölkerung vertraut den französischen Truppen offenbar mehr als den UN-Soldaten. Die Einheimischen werfen den Blauhelmen vor, sie mehrfach bei Massakern und Plünderungen im Stich gelassen zu haben. Gespannt wird abgewartet, wie die Milizen der Hema und Lendu auf den Abzug der Franzosen reagieren. Ein französischer Offizier sagte der Agentur AFP: „Ab nächste Woche werden die Milizen die UN testen. Bleiben die Blauhelme hart, dann bleibt die Lage in Bunia auch ruhig.“

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