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Politik: Fidel Castro und Bill Clinton in stiller Allianz - Amerika will die Annäherung an Kuba nicht gefährden

Im Windschatten des Gezerres um das Sorgerecht für Elian hat sich eine stille Allianz gebildet, deren Folgen für das kubanisch-amerikanische Verhältnis schwer abzuschätzen sind. "Wir sollten einen Vater nicht für seine politischen Überzeugungen bestrafen oder für seine Entscheidung, wo er seine Kinder aufwachsen sehen will", hat US-Justizministerin Janet Reno gesagt.

Im Windschatten des Gezerres um das Sorgerecht für Elian hat sich eine stille Allianz gebildet, deren Folgen für das kubanisch-amerikanische Verhältnis schwer abzuschätzen sind. "Wir sollten einen Vater nicht für seine politischen Überzeugungen bestrafen oder für seine Entscheidung, wo er seine Kinder aufwachsen sehen will", hat US-Justizministerin Janet Reno gesagt. Die US-Regierung und das Castro-Regime ziehen am selben Strang: Elian gehört zu seinem Vater. Der allein entscheidet, wo Elian erwachsen wird. Reno pocht auf das Recht. Populistische Spiele wie die Al Gores, Elian Gonzalez per Sondergesetz das Dauer-Aufenthaltsrecht in den USA einzuräumen, macht die US-Bundesregierung nicht mit. Landesweit entspricht dies der Mehrheitsmeinung in Amerika. Nur in Florida liegen die Dinge anders.

Von den 2,1 Millionen Einwohnern Miamis sind 800 000 Exilkubaner. Sie dominieren die Elite Süd-Floridas. Miami ist, was den Zuzug von Immigranten angeht, die drittbeliebteste Stadt der USA mit 45 000 aus dem Ausland stammenden Neubürgern pro Jahr. 25 000 davon sind Kubaner. An kein Land gehen proportional zur Bevölkerung mehr Einwanderer-Visa als an Kuba.

Eine klare Mehrheit in den USA findet, Vater und Sohn sollten in Kuba leben; der Antikommunismus habe hinter dem Recht des Vaters auf seinen Sohn zurückzustehen. Die Exilkubaner haben sich isoliert. Ihr radikales Eintreten für ein Verbleiben Elians bei seinem Großonkel, inklusive der Argumentation mit Marienerscheinungen und der Ankündigung gewaltsamen Protests, hat Amerikas Mehrheit abgestoßen - und für eine weitere, vorsichtige Annäherung zwischen Washington und Havanna bereitgemacht. Von Bill Clinton ist bekannt, dass er seit Jahren bereit wäre, die Kuba-Sanktionen aufzuheben. Sie sind, so sieht es der Präsident, anachronistisch - und sie bewirken nichts. Clinton würde das Prinzip, das er im Umgang mit China predigt - "Wandel durch Handel" -, liebend gern auch auf die Karibik-Insel ausdehnen. Bislang hat die exilkubanische Gemeinde dies politisch unmöglich gemacht.

Die Clinton-Jahre haben eine vorsichtige Annäherung zwischen Kuba und den USA gebracht. Sportteams und Wissenschaftler wurden ausgetauscht, die Zahl der Direktflüge stieg. US-Bürgern ist es zwar weiter verboten, Kuba zu besuchen, doch die Zehntausenden, die mit ihren Jachten in Kuba anlanden und dort ihre Dollars ausgeben - nur dies, nicht die physische Anwesenheit auf der Insel, ist technisch gesehen gesetzeswidrig -, werden stillschweigend geduldet. Und noch eine weitere Diskussion ist losgebrochen. Die Vorzugsbehandlung Kubas gemäß der Devise, dass in den USA bleiben darf, wer es trockenen Fußes dorthin schafft, wird von anderen Einwanderergemeinden attackiert. Haitianer haben solche Privilegien nicht.

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