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Reichlich Gegenwind: Die Fifa-Zentrale in Zürich kommt auch nach ihrem Ethik-Bericht nicht zur Ruhe.

© dpa

Fifa: Neue Vorwürfe gegen Fußball-Weltverband

Nach der Veröffentlichung ihres Ethik-Berichts werden die Vorwürfe gegen die Fifa immer lauter. Nun klagen zwei Informantinnen den Fußball-Weltverband an. Die WM-Vergabe an Russland und Katar wird auch Thema im britischen Parlament.

Die Fifa kommt nicht zur Ruhe. Die Vorwürfe an den Fußball-Weltverband werden immer lauter. Dabei sollte der vor wenigen Tagen vorgelegte Ethik-Bericht beweisen, dass bei der Vergabe der Weltmeisterschaft 2018 an Russland und der WM 2022 an Katar keine Korruption im Spiel war. Aber seit der Veröffentlichung kommen immer neue Anschuldigungen auf. Der Druck auf die Funktionäre steigt.

Zwei Informantinnen beklagen nun, belastende Aussagen seien im Bericht nicht aufgetaucht. Sie seien sogar unter Druck gesetzt worden, Angaben zu widerrufen. Beide wurden ins Parlament in London eingeladen und sollen vor einem neutralen Komitee im Unterhaus aussagen. Bereits am Samstag war bekannt geworden, dass die US-Bundespolizei FBI die Ermittlungen gegen die Fifa verstärken wird.

Phaedra Almajid war Mitarbeiterin in Katars Bewerbungskomitee und wurde wichtige Informantin von Michael Garcia, dem Fifa-Chefermittler. Diesem habe sie zahlreiche Beweise über grobes Fehlverhalten der Katarer bei ihrer Bewerbung geliefert, schrieb die englische Zeitung „Mail on Sunday“. Doch die belastenden Aussagen über führende Fifa-Mitglieder habe sie wieder zurückgezogen.

Almajid behauptet, die Katarer hätten ihr wegen gebrochener Schweigepflicht eine Schadenersatzklage in Höhe von einer Million Dollar angedroht. Ein hochrangiger Funktionär aus Katar habe ihr daraufhin angeboten, die Klage fallen zu lassen, sollte sie per eidesstattlicher Versicherung zugeben, ihre Korruptionsvorwürfe seien eine Erfindung gewesen. „Ich war völlig allein bei meinem Versuch, mich gegen die Katarer zu wehren“, sagte Almajid. „Wenn es um die Fifa geht, muss man darauf vorbereitet sein, gekreuzigt zu werden und von denen betrogen zu werden, die dir versprochen haben, dich zu beschützen.“

Franz Beckenbauer könnte noch mal ins Visier rücken

Der britische Abgeordnete und Fifa-Kritiker Damian Collins lud sie mit einer weiteren Informantin, Bonita Mersiades, ins Unterhaus ein, um über ihre Erfahrungen zu sprechen. Beide sollen laut der „Mail on Sunday“ zugesagt haben. Almajid und Mersiades fühlten sich im Bericht von Fifa-Richter Hans-Joachim Eckert als unglaubwürdig dargestellt. Sie nannten Eckerts Zweifel an ihrer Integrität eine „absichtliche Verunglimpfung von zwei Frauen, die den Mut gehabt haben, etwas zu sagen“. Der deutsche Jurist Eckert hatte in seinem am Donnerstag vorgelegten Report die Vergabe der WM-Turniere 2018 und 2022 für zulässig erklärt. Der Ermittler Garcia kritisierte, dass die Fifa nur 42 von 350 Seiten seines Berichts veröffentlichte und legte Einspruch ein. Eckert kündigte ein Treffen mit Garcia „für die kommenden Tage“, um über die Rolle von Einzelpersonen zu sprechen, und erwähnte mögliche neue Ermittlungen. Diese bestätigte die Fifa bisher nicht.

Bei den Folgeuntersuchungen könnte auch die Rolle des früheren Fifa-Funktionärs Franz Beckenbauer neu beleuchtet werden, wie einige Medien spekulieren. Schon im vergangenen Sommer sperrte die Fifa den 69-Jährigen, weil er zunächst nicht mit den Ermittlern kooperierte. Beckenbauer stimmte 2010 ebenfalls mit über die Gastgeber der Turniere 2018 und 2022 ab. Ihm werden Reisen nach Katar und Geschäftsbeziehungen nach Russland vorgeworfen. (mit dpa)

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