zum Hauptinhalt
Hypo Real

© dpa

Finanzkrise: Hypo Real Estate - Pokern um die Rettung

Nach dem gescheiterten Rettungsversuch für die Hypo Real Estate treffen sich Bundesregierung und Banken, um noch vor Öffnen der Börsen am Montag eine Lösung zu finden.

Angesichts der dramatischen Lage beim Immobilienfinanzierer Hypo Real Estate (HRE) hat die Opposition das Gebaren der Banken, aber auch das Krisenmanagement der Bundesregierung scharf kritisiert. "Dem Vorstand der Hypo Real Estate kann man nicht mehr trauen, er hat das wahre Ausmaß der Liquiditätsprobleme offenbar verschleiert", erklärten Grünen-Fraktionschef Fritz Kuhn und Haushaltsexperte Alexander Bonde am Sonntag in Berlin.

Eine weitergehende Bundesbürgschaft könne es nur bei einer "intelligenten Form der Verstaatlichung von HRE" geben. Die Finanzbranchen könne nicht "die Trümmer ihrer spekulativen Zockereien dem Bund vor die Füße" werfen, aber Profite und künftige Gewinne für sich reklamieren.

FDP: Koalition noch Herr des Verfahrens?

Nach Ansicht der FDP muss das Krisenmanagement der Bundesregierung auf den Prüfstand. "Das Scheitern des Rettungspakets ist ein Scheitern der politisch Verantwortlichen", erklärte der haushaltspolitische Sprecher Jürgen Koppelin. "Dies gilt ebenso für die BaFin und die Bundesbank." Alle bisherigen Aussagen von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) seien "Makulatur". Es stelle sich die Frage, ob die Koalition noch Herr des Verfahrens sei. Es sei nicht nachzuvollziehen, warum bei der Prüfung der HRE durch den Bankenpool jetzt größere Liquiditätsprobleme als bisher festgestellt wurden.

Die Bundesregierung und die Banken wollten sich am Sonntag in Krisensitzungen bemühen, noch vor der Öffnung der Börsen am Montagmorgen eine Lösung zu erzielen und einen Kollaps der Hypo Real Estate zu verhindern. Zunächst kamen die Fachleute von Bundesfinanzministerium, Bafin, und Bundesbank zusammen, wie es aus Finanzkreisen hieß. Am Nachmittag sollten die Vertreter der Banken dazukommen.

Finanzbedarf bis Ende 2009: 100 Milliarden Euro

Das bereits ausgehandelte Rettungspaket für den Immobilienfinanzierer war am Samstag gescheitert. Mehrere Finanzinstitute würden ihre Zusage, sich an einer Bürgschaft mit einer Gesamthöhe von 35 Milliarden Euro zu beteiligen, nicht mehr aufrechterhalten, teilte HRE am Samstagabend in einer Erklärung mit.

Die Nachrichtenagentur AFP erfuhr in Berlin, dass sich der Finanzbedarf der HRE allein bis Jahresende auf bis zu rund 50 Milliarden Euro belaufen könnte. Bis Ende 2009 war demnach sogar von einem Finanzbedarf von bis zu 100 Milliarden Euro die Rede. Die "Welt am Sonntag" hatte zuvor berichtet, die Deutsche Bank habe festgestellt, dass die Refinanzierung unzureichend sei.

Europäischer Schritt bei der Lösung der Finanzkrise

Die vier großen europäischen Staaten der G-8-Gruppe wollen Hilfen für angeschlagene Banken miteinander abstimmen, ohne jedoch einen gemeinsamen Hilfsfonds zu schaffen. "Jede Regierung wird mit ihren eigenen Methoden und Mitteln eingreifen, aber in abgestimmter Weise", sagte Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy am Samstagabend nach einem Vierer-Gipfel von Deutschland, Frankreich, Italien und Großbritannien in Paris.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) bezeichnete das Treffen als Beitrag "für das Vertrauen in unser Finanzsystem". US-Präsident George W. Bush begrüßte in einer Radioansprache die Zustimmung des Kongresses zu seinem Hilfspaket für die Finanzbranche. (sp/dpa/AFP) 

Zur Startseite