zum Hauptinhalt

Finanzkrise: Regierung: Wachstum sinkt 2009 deutlich

Die Bundesregierung befürchtet, dass die US-Finanzkrise aufs Wachstum schlägt. Finanzminister Steinbrück und Wirtschaftsminister Glos teilen mit, dass die Prognosen für das kommende Jahr nach unten korrigiert werden müssen.

Berlin - Die beiden zuständigen Minister der Bundesregierung erwarten 2009 einen Einbruch der Wirtschaft in Deutschland: „Wir werden unsere Prognose für das nächste Jahr wohl deutlich nach unten korrigieren müssen“, sagte Wirtschaftsminister Michael Glos der „Bild“-Zeitung. Ähnlich äußerte sich Finanzminister Peer Steinbrück im „Spiegel“: Für 2008 habe er keinen Anlass für eine Revision der Wachstumsprognose von 1,7 Prozent. „Aber 2009 dürfte deutlich schlechter werden als die bisher geschätzten 1,2 Prozent Wachstum.“

Die Bundesregierung will ihre Wachstumsprognose für das kommende Jahr am 16. Oktober aktualisieren. Wie stark sich die Finanzkrise auf die deutsche Wirtschaft auswirkt, ist Steinbrück zufolge noch nicht absehbar. Der Vorsitzende des Haushaltsausschusses im Bundestag, Otto Fricke (FDP), sieht angesichts der Entwicklung das Ziel der Regierung in Gefahr, bis 2011 einen ausgeglichenen Haushalt vorzulegen.

In Washington arbeiten Regierung und Kongress unterdessen mit Hochdruck an einer Einigung über das Milliarden-Rettungspaket für die Finanzbranche noch vor Öffnung der Börsen am Montag. Präsident George W. Bush und die Präsidentin des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, äußerten sich optimistisch. „Wir werden das Wochenende durcharbeiten, um zu Ende zu kommen“, sagte die Demokratin Pelosi. Die Finanzwelt fürchtet, dass die Börsen weltweit erneut abwärtsrauschen könnten, sollten sich Demokraten und Republikaner noch nicht auf ein Hilfspaket einigen. Die USA wollen amerikanischen Banken faule Hypothekenkredite im Wert von 700 Milliarden Dollar abkaufen, um sie von den Risiken zu entlasten. Konservative Republikaner hatten sich zuletzt gegen die Hilfen gesperrt, und die Demokraten wollten das Paket kurz vor den Wahlen nicht durchwinken.

Die Krise beherrschte auch das erste Fernsehduell der beiden US-Präsidentschaftskandidaten am späten Freitagabend. Der Republikaner John McCain sprach sich für einen Ausgabenstopp überall außer bei Verteidigung, Veteranenversorgung und Renten aus. Sein demokratischer Konkurrent Barack Obama antwortete, das sei, als ob ein Chirurg mit Beil statt Skalpell operiere.

Nach Ansicht des US-Ökonomen Nouriel Roubini muss auch die EU schnell ein Sanierungsprogramm für angeschlagene europäische Banken auflegen und „nicht bis zum Desaster warten“. Dem Tagesspiegel am Sonntag sagte Roubini, auch in Spanien, Großbritannien und Irland würden voraussichtlich viele Banken mit faulen Hypotheken in Schieflage geraten. Gefährdet seien auch Griechenland, Italien und Portugal. Darum sollte „systematisch und Schritt für Schritt geprüft werden“, welche Bank bankrottgehen könne und welche mit staatlicher Hilfe gerettet werden müsse. So könne Europa „den Fehler vermeiden, der in den USA gemacht wurde“, sagte der Professor für Wirtschaftswissenschaften der New York University, der schon seit 2004 vor einer Finanzkrise infolge der Exzesse auf den amerikanischen Kredit- und Immobilienmärkten warnt. Die begonnene Rezession werde „die längste und schwerste seit 50 Jahren“, sagte Roubini. Sie sei „der Anfang vom Ende des amerikanischen Imperiums“. Tsp

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false