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Sarrazin

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Finanzkrise: Sarrazin hält Landesbanker für besonders dumm

Der Berliner Finanzsenator Sarrazin lässt angesichts der Kreditkrise kein gutes Haar an den deutschen Banken. Insbesondere den Managern öffentlich-rechtlicher Institute wie den Landesbanken bescheinigt er einen hohen "Dummheitskoeffizienten".

Berlins Finanzsenator Thilo Sarrazin (SPD) hat die deutschen Landesbanken im Zusammenhang mit der Finanzkrise scharf kritisiert. Bestimmte Risikopapiere hätten weltweit nirgendwo so viele Abnehmer gefunden wie bei diesen Instituten, sagte Sarrazin dem Magazin "Focus". "Der Dummheitskoeffizient scheint leider in deutschen Banken besonders hoch zu sein. Generell gilt ja die Regel: Je dümmer einer ist, umso mehr wächst das Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten", sagte er. "Das Ganze ist systemisch im öffentlich-rechtlichen Bankenbereich, obwohl beispielsweise die Landesbank Baden-Württemberg das offenbar ganz gut überstanden hat."

Im Zuge der Finanzkrise waren zahlreiche Landesbanken sowie die damals staatseigene Mittelstandsbank IKB in finanzielle Schwierigkeiten geraten. Sie hatten sich mit risikoreichen Kredit- und Immobiliengeschäften aus den USA verspekuliert. Allein die Bayerische Landesbank benötigt rund fünf Milliarden Euro aus dem von der Bundesregierung zur Verfügung gestellten Rettungspaket in Höhe von insgesamt 500 Milliarden Euro. An die Adresse der Manager der betroffenen Landesbanken sagte Sarrazin: "Diese Leute haben offenbar nicht verstanden, was sie da machen. Und sie haben nicht verstanden, dass sie es nicht verstanden haben."

35 Prozent Staatsanteil bei Banken?

Als Folge der Finanzkrise werden nach Sarrazins Einschätzung deutlich mehr Banken Kapital beim Staat aufnehmen müssen als bisher erwartet. "Alle Banken brauchen mehr Eigenkapital." Eine Quote von mindestens zehn Prozent sei "ein Muss". Es sei deshalb auch besser, die Banken dazu zu verpflichten, das Geld zu nehmen.

Der Anteil des Staates an den Banken wird nach den Worten des Politikers in den nächsten ein bis zwei Jahren in Deutschland auf 30 bis 35 Prozent steigen. Verkaufen könne der Staat diese Beteiligungen erst, wenn sich die Banken spürbar von der Krise erholt hätten und wieder Gewinne machten. Das werde kaum vor 2013 möglich sein und könne sich hinziehen. Dauerhafte Verstaatlichung sei aber "ein Rückmarsch in die 50er-Jahre". "Nur weil Teile der privaten Wirtschaft versagt haben, sind die Repräsentanten des Staates ja nicht über Nacht kompetenter geworden. Der Staat ist nur das letzte Mittel. Hinter ihm beginnt das Chaos", sagte Sarrazin. (sf/ddp)

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