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Politik: Fini wird Außenminister in Rom

Rom - Gianfranco Fini hat den Traumjob seiner Karriere bekommen: Der 52-jährige Psychologe und ehemalige Neofaschist ist neuer Außenminister Italiens. Erst zwölf Jahre ist es her, da marschierten 15 000 Neofaschisten mit dem Führergruß und „Duce, Duce“-Rufen durch Rom und Mailand.

Rom - Gianfranco Fini hat den Traumjob seiner Karriere bekommen: Der 52-jährige Psychologe und ehemalige Neofaschist ist neuer Außenminister Italiens. Erst zwölf Jahre ist es her, da marschierten 15 000 Neofaschisten mit dem Führergruß und „Duce, Duce“-Rufen durch Rom und Mailand. Sie feierten den 70. Jahrestag von Benito Mussolinis Aufstieg zur Macht und ließen grölend die „faschistische Revolution“ hochleben. Den neuen „Marsch auf Rom“ organisiert hatte der Chef der neofaschistischen Partei MSI, Gianfranco Fini. Seit diesem Donnerstag nun vertritt er als Außenminister sein Land in Europa und der Welt.

Fini hat in zwölf Jahren sich selbst und seiner Partei einen harten Wendekurs auferlegt. Seine Meinung, dass Diktator Mussolini der „größte Staatsmann des 20. Jahrhunderts“ gewesen sei, „die habe ich geändert“. Den Holocaust und den Faschismus, der ihn bewerkstelligt hat, nennt Fini inzwischen „das absolute Böse“. Von seiner Partei sagt er: „Wir haben mit dem Faschismus abgerechnet. Wir fühlen uns nicht mehr als seine Erben.“ Fini, seit 1987 Chef der Neofaschisten, baute die führerorientierte Partei in einer Art Putsch von oben zur Alleanza Nazionale um. Sie sollte zu einer modernen, rechtskonservativen Partei werden, wirtschaftsliberal, heimatliebend, proeuropäisch, katholisch, nicht ausländerfeindlich.

Die Partei von Fini legt Wert auf zivilisierte Umgangsformen – nicht nur in Abgrenzung zur Lega Nord. Als Ministerpräsident Silvio Berlusconi vor einem Jahr den deutschen Europaabgeordneten Martin Schulz beleidigte – „In einem Film würde ich Ihnen die Rolle eines Kapos im KZ geben“ –, da distanzierte sich Vizepremier Fini. Finis Projekt ist langfristig ausgerichtet. Den lange begehrten Außenministerposten hat er nach zahlreichen koalitionsinternen Streitigkeiten errungen. Jetzt lockt der Posten des Ministerpräsidenten.

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