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Politik: Fischer spielt auf Sieg

Ein kämpferischer Minister, verunsicherte Grüne und Klagen über die SPD

Butzbach/Düsseldorf - Stehende Ovationen für den Spitzenkandidaten Joschka Fischer – so schön kann die hessische Heimat sein. Beim Landesparteitag der Grünen in Butzbach kokettierte der Außenminister damit, dass für ihn aufgrund seines Lebensalters „die Rente in Sicht sei“. Mit kämpferischen Reden, mit Schuldzuweisungen an die SPD und mit Angriffen auf CDU und die „Linkspopulisten“ Gregor Gysi und Oskar Lafontaine machten sich die Grünen Mut für den Bundestagswahlkampf.

Fischer warnte vor Tendenzen in seiner Partei, sich von den Berliner Regierungsjahren zu distanzieren. Es sei richtig gewesen, mit Hartz IV die Sozialhilfeempfänger aus der Armutsverwaltung herauszuholen, auch wenn es im Detail Nachbesserungsbedarf gäbe. Neue Arbeitsplätze müssten in den Bereichen erneuerbare Energien und Ökologie geschaffen werden. Fischer nannte es bezeichnend, dass die erste Ankündigung der Kanzlerkandidatin Angela Merkel der Wiedereinführung der Kernenergie gegolten habe. Union und FDP warf er vor, sie hätten keine Alternativen genannt. Man werde es – anders als in Nordrhein-Westfalen – den bürgerlichen Parteien nicht durchgehen lassen, sich an die Macht zu lächeln und zu schweigen: „Wir werden sie zu Inhalten zwingen.“ Fischer fügte hinzu: „Es ist noch nicht gelaufen. Ich spiele auf Sieg.“ Bei der Abstimmung über die Liste bekam er 94 Prozent.

Bei der Landesversammlung am Samstag in Düsseldorf sollte sich zeigen, wie verunsichert die Grünen sind, auch nach ihrer Niederlage in NRW. Mit gerade mal 77 Prozent der Stimmen wurde Bärbel Höhn, die langjährige Frontfrau der Grünen im größten Bundesland, für Platz eins der Bundestagsliste nominiert. „Vor wenigen Wochen hätte sie noch 97 Prozent bekommen“, urteilte einer der grünen Insider hinterher. Auch ihm war aufgefallen, dass ihre Bewerbungsrede seltsam matt blieb. Höhn hatte ohne besondere Inspiration die Versatzstücke aus ihren Reden zum nordrhein-westfälischen Wahlkampf vorgetragen. Und gab zu, dass sie sich schon unmittelbar nach der Niederlage die Frage gestellt habe: „Bärbel, wo wirst Du mehr gebraucht?“ Rasch sei dann die Einsicht gereift, sie solle nach Berlin wechseln und sich der „bretterharten“ Auseinandersetzung mit Schwarz-Gelb stellen. Als sie spürte, dass der Saal ob ihrer Idee nicht ähnlich begeistert reagierte wie sie selbst, schob sie eine Begründung nach, die missverständlich wirkte. Sie trete jetzt für den Bundestag an, „auch nach einem Prinzip, das wir immer hochgehalten haben: Rotation“.

Jürgen Trittin war dieses Schauspiel nicht entgangen. Da die beiden nicht frei von Konkurrenzgedanken sind, hatte der Umweltminister sich nicht einmal die Mühe gemacht, der Kandidatin bei ihrer Rede übermäßig zu applaudieren. Auf die geplante Wahl eingehend sagte Trittin: „Wir Grüne haben die Wahl nicht angestrebt. Wir Grüne pflegen unsere Arbeit ordentlich zu Ende zu bringen.“

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