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Politik: Fischer tourt – und sieht sich bestätigt

Berlin Bevor er in seinen Wahlkampfbus stieg, ließ Joschka Fischer alle Welt wissen, dass er wieder einmal Recht behalten habe. „Der Soufflee-Effekt beginnt in der Tat so zu wirken, wie ich mir das vorgestellt habe“, erklärte der Spitzenkandidat der Grünen mit Blick auf Turbulenzen im Unions-Wahlkampf und die Diskussion über Patzer von Kanzlerkandidatin Angela Merkel.

Berlin Bevor er in seinen Wahlkampfbus stieg, ließ Joschka Fischer alle Welt wissen, dass er wieder einmal Recht behalten habe. „Der Soufflee-Effekt beginnt in der Tat so zu wirken, wie ich mir das vorgestellt habe“, erklärte der Spitzenkandidat der Grünen mit Blick auf Turbulenzen im Unions-Wahlkampf und die Diskussion über Patzer von Kanzlerkandidatin Angela Merkel. In der Bundestags-Debatte über die Vertrauensfrage vor rund fünf Wochen hatte der Minister Merkel gewarnt, wenn die Wähler erst einmal genauer hinschauten, werde der Umfragen-Vorsprung der Union wie ein Soufflee in sich zusammenfallen.

Für den Auftakt seiner sechswöchigen Tour im grünen Wahlkampfbus vor der Parteizentrale hätte sich Fischer kaum einen bessere Ausgangslage wünschen können als ein Wochenende mit Meldungen über Zweifel am Wechselwillen der deutschen Wähler, die der Spitzenmann natürlich gern verstärkte: „Es dreht sich gerade der Wind.“ Dass wichtige Sozialdemokraten den taktischen Vorteil mit einer Debatte über eine große Koalition gleich wieder zunichte machen, gefällt dem Außenminister weniger. „Manchmal ist es schwer, Volksparteien zu verstehen“, seufzte Fischer laut und warnte den Partner vor einem „Kniefall“ vor der Union und einer „Selbstschwächung“.

Zwar schütteln auch andere wichtige Grünen-Politiker den Kopf über jene Sozialdemokraten, die der SPD öffentlich nur die Rolle eines Juniorpartners der Union zutrauen. Doch intern sehen Strategen auch Vorteile der Debatte über die Elefanten-Hochzeit, die manche gar „perfekt“ nennen. Wähler aus dem Koalitionsspektrum, so das Kalkül, würden sich dann eher für die Grünen als die SPD entscheiden. Freilich gibt es gleichzeitig Sorgen, wenn die SPD sich gar zu schwach präsentiere, könne ein Mitleidseffekt auf Kosten der Öko-Partei einsetzen.

Fischer freilich beharrte vor seinem Start in die heiße Wahlkampfphase stur auf dem Wahlziel der eigenen rot-grünen Mehrheit. Der Politiker, der sich seit Wochen wieder schlank hungert und joggt, hat sich eine Marathon-Tour vorgenommen: In 41 Tagen will der Wahlkämpfer in seinem Bus 14000 Kilometer zurücklegen und in 68 Städten 81 Veranstaltungen bestreiten. hmt

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