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Politik: Fluchthilfe für Sextouristen?

Menschenrechtler erheben Vorwürfe gegen deutsche Botschaften

Pierre Legros kämpft an vielen Fronten. Der Menschenrechtsaktivist aus Kambodscha kümmert sich um Opfer von Kinderprostitution, um 12 oder 13 Jahre alte Mädchen und Jungen, die ihren Körper für Geld verkaufen. „Ich bin ungeheurem Druck ausgesetzt“, sagt Legros, „da sind die Zuhälter, da sind die bestechlichen Polizisten – und nicht zuletzt sind da die ausländischen Vertretungen.“ Legros und andere Menschenrechtler aus Thailand, Sri Lanka und den Philippinen erhoben bei einer Tagung des katholischen Missionswerks Missio am Donnerstag schwere Vorwürfe gegen die deutschen Botschaften im Ausland. Diese würden Sex-Touristen aus Deutschland schützen, meinen die Aktivisten – und fordern eine schärfere Verfolgung der Täter. Das Auswärtige Amt wies die Vorwürfe zurück. „Die deutschen Vertretungen tun alles, was im gesetzlichen Rahmen möglich ist, um Kindersex-Touristen der Strafverfolgung zuzuführen“, sagte ein Sprecher des Amtes.

Nach Ansicht der Menschenrechtler unterstützen die deutschen Botschaften Beschuldigte vor allem durch die Vermittlung spezialisierter Anwälte und durch das Ausstellen neuer Ausweisdokumente, nachdem die örtliche Polizei die alten Reisepapiere eingezogen hat. Mit den neuen Dokumenten gelingt es den Verdächtigen dann oft, sich abzusetzen. „Für mich ist klar, dass die Botschaften die Betroffenen schützen wollen. Es geht wohl darum, das Image Deutschlands nicht zu beschädigen“, sagt Pierre Legros.

Vertreter des Auswärtigen Amtes verweisen hingegen auf gesetzliche Bestimmungen wie das Passrecht. Dieses könne man Beschuldigten nur verwehren, wenn ihr Fall in Deutschland aktenkundig sei. Die Übermittlung von Informationen aus Kambodscha oder Sri Lanka nach Deutschland verzögert sich jedoch oft. Die Schirmherrin der Veranstaltung, die Vorsitzende des Menschenrechtsausschusses im Bundestag, Christa Nickels (Grüne), forderte das Auswärtige Amt dennoch auf, sein Botschaftspersonal besser mit dem Thema vertraut zu machen. Das Ausmaß des Missbrauchs von Kindern und Frauen in Fernost wie auch in Osteuropa untergrabe längst die „zivilisatorischen Standards“, sagte Nickels.

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