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Spanien ist schon seit Jahren ein attraktives Ziel für Flüchtlinge aus Nordafrika. In jüngster Zeit nimmt die Zahl der Migranten im westlichen Mittelmeer wieder zu.

© Jorge Guerrero, AFP

Flüchtlinge: Spanien blockt ab

Menschenhändler versuchen verstärkt, Migranten aus Nordafrika über das westliche Mittelmeer nach Europa zu schleusen.

Spanien erlebt derzeit die größte Welle von Flüchtlingen seit zehn Jahren. Allein an diesem Wochenende wurden mehr als 60 Boote mit über 700 Migranten vor spanischen Küsten gezählt. Nach weiteren Booten wurde am Sonntagnachmittag noch gesucht. Ein spanischer Regierungssprecher sprach von einem „koordinierten Angriff“ der Schleppermafia, die dutzende Kähne von der nordafrikanischen Küste gleichzeitig auf den Weg geschickt habe.

Schon jetzt ist die Zahl der Boatpeople, die seit Januar in Spanien ankamen, nahezu drei Mal so hoch wie im Vorjahr. 2017 sind bisher rund 16.000 Menschen in mehr als 800 Booten an Spaniens Küsten angekommen. Bis Ende des Jahres könnten es mehr als 18.000 werden, schätzen die Behörden. Es ist die größte Flüchtlingswelle übers Mittelmeer Richtung Spanien seit zehn Jahren.

50 Schiffe abgefangen

Die meisten Migrantenschiffe kamen am Wochenende in der Mittelmeerregion Murcia an. Allein dort wurden mehr als 50 Boote gesichtet. Küstenwacht, Marine und Seenotrettungsdienst bargen an diesem Küstenstrich über 500 Menschen. Weitere Holz- oder Gummiboote mit Migranten trieben im südspanischen Andalusien und an der Costa Blanca in der Umgebung der Mittelmeerstadt Alicante an.

Noch einmal 50 Schiffe seien am Wochenende vor Algeriens Küste abgefangen und zurückgeschickt worden, berichtete Francisco Bernabé, Statthalter der spanischen Regierung in der Region Murcia. An dieser Blockadeaktion seien Schiffe sowie Flugzeuge der Küstenwacht und der europäischen Grenzschutzeinheit Frontex beteiligt gewesen, erklärte Bernabé. Einzelheiten teilte er nicht mit.

Doch man weiß, dass Spanien dieses Verfahren schon schon länger anwendet, um im Mittelmeer die Abfahrt von Fluchtkähnen von der Küste Marokkos und im Atlantik von der Küste Westafrikas zu verhindern. Dabei werden Flüchtlingsschiffe noch in der Nähe des Herkunftsstaates gestoppt und dem Grenzschutz des jeweiligen Landes übergeben.

Schwerpunkt bleibt Italien

Der steile Anstieg der Flüchtlingszahlen in Spanien gilt als Indiz dafür, dass die Mafia des Menschenhandels verstärkt versucht, Migranten über das westliche Mittelmeer zu schleusen. Zwar kommen über die zentrale Mittelmeerroute Richtung Italien immer noch sehr viel mehr Flüchtlinge als in Spanien an, doch die EU-Zusammenarbeit mit dem libyschen Grenzschutz scheint Früchte zu tragen.

Laut dem Flüchtlingshilfswerk UNHCR trafen in 2017 bisher rund 110000 Bootsmigranten in Italien ein, deutlich weniger als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Mindestens 3000 Menschen ertranken nach Angaben der Hilfsorganisationen seit Januar bei dem Versuch, das Mittelmeer zu überqueren.

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