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Flüchtlinge: Tote bei Massensturm auf spanische Exklave

Hunderte von Afrikanern haben versucht die spanische Nordafrika-Exklave Ceuta zu stürmen. Als sie von Marokko aus die Grenzanlagen an der Meerenge von Gibraltar überklettern wollten, fielen Schüsse.

Ceuta - Bei einem Massenansturm Hunderter Afrikaner auf die spanische Nordafrika-Exklaven Ceuta sind fünf Menschen ums Leben gekommen. Nach dem neuen Flüchtlingsdrama ordnete die spanische Regierung an, dass ab sofort die Armee der Polizei bei der Absicherung der Grenzen zu Marokko helfen soll.

An der Meerenge von Gibraltar hatten am Donnerstag über 500 illegale Zuwanderer versucht, von Marokko aus mit Leitern über die Grenzzäune auf das Gebiet der zu Spanien gehörenden Stadt Ceuta zu gelangen. Dabei seien auf spanischer Seite zwei und auf marokkanischem Gebiet drei Afrikaner zu Tode gekommen, teilte die spanische Vizeregierungschefin María Teresa Fernández de la Vega mit.

Eines der Opfer war nach Angaben der Polizei beim Überklettern des Zaunes verunglückt, ein zweites nach einem Sturz von der nachfolgenden Menge zu Tode getrampelt worden. In den anderen Fällen blieben die Todesursachen unklar. De la Vega ging nicht auf Vermutungen ein, wonach einige Opfer möglicherweise durch die Gummigeschosse der Polizei getötet wurden.

Mehr als 100 Afrikanern gelangten nach Ceuta. Die meisten von ihnen mussten dort wegen Schnittverletzungen, die sich am Stacheldraht des Grenzzauns zugezogen hatten, und wegen Prellungen in Krankenhäusern behandelt werden. In Melilla, der zweiten spanischen Exklave an der Nordküste Afrikas, hatte es seit August mehrere Massenanstürme von Afrikanern auf die Grenze gegeben. Dabei waren drei Flüchtlinge ums Leben gekommen.

Das Drama von Ceuta überschattete ein spanisch-marokkanisches Gipfeltreffen in Sevilla. In der südspanischen Metropole berieten die Regierungschefs beider Länder über den Zustrom illegaler Zuwanderer aus Staaten südlich der Sahara. Rabat wies den Vorwurf zurück, dem Ansturm auf die spanischen Exklaven tatenlos zuzusehen. Nach spanischen Angaben verhinderte die marokkanische Polizei am Donnerstag, dass 300 Afrikaner die Grenzanlagen nach Melilla stürmten. Madrid ordnete an, dass von sofort an 480 Soldaten in Ceuta und Melilla unter dem Kommando der Polizei die Grenze zu Marokko überwachen sollen.

Seit Beginn dieses Jahres hatten mindestens 12 000 Menschen versucht, über Melilla auf das Gebiet der Europäischen Union zu gelangen. Die EU-Kommission forderte eine Politik der legalen Einwanderung als Antwort auf die Flüchtlingsdramen. Wenn es einen «klaren rechtlichen Rahmen für die legale Zuwanderung gäbe», würde dies die illegale Migration eindämmen, sagte eine Sprecherin. Außerdem müssten der Dialog mit Drittstaaten verstärkt und gezielte Entwicklungshilfe in den Herkunftsländern geleistet werden. (tso/dpa)

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